So steht es um unsere Meere
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So steht es um unsere Meere

Geht es den Meeren gut, geht es (eher) auch den Menschen gut. Doch genau da liegt das Problem: Die Ökosysteme der Ozeane leiden – das ist schädlich fürs Klima und damit auch für uns ein ernsthaftes Problem.

Meeresschildröte schwimmt im Meer

Über zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Meeren und Ozeanen bedeckt – kein Wunder, dass alles Leben auf unserem Planeten, auch unser eigenes, von ihrem Zustand abhängig ist. So bietet der marine Lebensraum nicht nur zahlreichen Tieren und Pflanzen ein Zuhause, auch wir Landbewohner:innen sind massiv auf eine intakte Unterwasserwelt angewiesen. Ohne ihre Hilfe hätten wir nicht einmal genügend Luft zum Atmen: Rund die Hälfte des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre wird durch die Fotosynthese winziger Algen und Bakterien im Meer erzeugt.

Doch leider sind die Meere massiven Bedrohungen ausgesetzt. Um welche es sich handelt, erfährst du im Folgenden.

Die Meere & das Klima

Die Ökosysteme der Meere tragen nicht nur zum Sauerstoffgehalt in unserer Luft bei. Um Sauerstoff im Rahmen der Fotosynthese überhaupt abgeben zu können, absorbieren sie zunächst große Mengen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 aus der Atmosphäre – ganze zehnmal so viel wie unsere Ökosysteme an Land. Durch ihre fabelhafte Leistung als Kohlenstoffsenken unterstützen sie uns also dabei, die Klimaerhitzung auf einem niedrigen Niveau zu halten. Oder zumindest täten sie das, wenn wir sie denn ließen. Tatsächlich nimmt die klimafreundliche Wirkung der Meere stetig ab. Die Ozeane sind erschöpft. Menschliche Eingriffe führen dazu, dass ihre Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. Und wie wir alle wissen, lässt es sich unter Stress auf Dauer gar nicht gut arbeiten.

Wodurch werden die Meere bedroht?

Den Meeren droht das Burn-Out. Aus verschiedenen Gründen verschlechtert sich ihr Zustand zusehends – und die Schuld tragen leider wir Menschen. Das Gute daran: Da unser Tun und Lassen die Gesundheit der Meere beeinflusst, haben auch wir es in der Hand, ihren Zustand wieder zu verbessern. Sehen wir uns einige Punkte an, die dafür Potenzial bieten:

Überfischung

Lange genug haben wir die Meere bis zum Anschlag ausgebeutet – über 90 Prozent der globalen Fischbestände sind bis an ihren Grenzen befischt. Fischereiflotten rücken nicht nur “Speisefischen” gnadenlos zu Leibe, ihre brutalen Fangmethoden führen häufig dazu, dass auch Delfine und Wale, Meeresschildkröten und Robben als “unerwünschter” Beifang verenden.

Darüber hinaus zerstören Fangflotten auch Korallenfelder, indem sie den Meeresboden mit Schleppnetzen abrasieren. Im schlimmsten Fall werden auf diese Weise lokale Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gestoßen – mit zum Teil irreversiblen Folgen. Eins ist klar: Die marine Flora und Fauna braucht unbedingt Zeit, sich zu erholen.

Meeresverschmutzung

Auf die Frage “Was verschmutzt die Meere am meisten?” gibt es eine eindeutige Antwort: Plastik! Man will es gar nicht glauben: 6 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Ozeanen. Die Meere verkommen immer mehr zu einer marinen Mülldeponie. Vor allem für Tiere ist die Plastikflut gefährlich. Häufig verheddern sie sich in größeren Teilen und ertrinken oder strangulieren sich selbst. Oder sie verwechseln den Müll mit Nahrung und verhungern mit vollem Magen, weil sie die Plastikteile nicht verdauen können.

Doch nicht nur Plastik, auch andere Schadstoffe werden auf unterschiedliche Weise ins Meer gespült, etwa Pestizide und Herbizide, Kunstdünger aus der Landwirtschaft, Reinigungsmittel und Erdöl. Ihre toxischen Bestandteile belasten die Ökosysteme, beispielsweise kurbelt nitrogenreicher Dünger das Algenwachstum an. Zu große Mengen an Algen führen allerdings zu einem Sauerstoffmangel im Wasser – betroffene Gebiete entwickeln sich schnell zu Todeszonen.

Öl-Bohrungen führen nicht nur zur Verschmutzungen, sie zerstören auch die Lebensräume zahlreicher Tiere und Pflanzen im Meer. Greenpeace fordert daher: Keine neuen Öl- und Gas-Bohrungen in Neuseeland!

Tiefseebergbau

Überfischung, Klimaerhitzung und Verschmutzung setzen den Meeren bereits massiv zu. Dennoch planen Industrieunternehmen bereits einen weiteren Eingriff in die sensible Unterwasserwelt: Sie wollen in den Tiefen der Ozeane Bergbau betreiben. Denn dort lagern große Vorkommen an Kobalt, Kupfer, Nickel und seltenen Erden. Sie kommen unter anderem bei der Produktion von Geräten wie Smartphones und für Batterien zum Einsatz.

Tiefseebergbau droht bleibende Schäden in den Meeren anzurichten. Faszinierende Tiere wie Seewölfe, Koboldhaie und Laternenfische könnten ihren Lebensraum verlieren.

Die Metallindustrie und Waffenhersteller versuchen, Einfluss auf nationale Regierungen und die Vereinten Nationen zu nehmen, um den Bergbau am Meeresboden voranzutreiben. 2023 könnte es mit der Zerstörung der Tiefsee bereits losgehen.

Gefährdete Meerestiere

Zahlreiche Meerestiere leiden unter industrieller Befischung, der Verschmutzung der Meere und anderen menschlichen Aktivitäten. 739 Fischarten gelten laut Roter Liste der gefährdeten Arten der UICN momentan als stark gefährdet

Neben Fischen, sind auch Meeressäuger bedroht, beispielsweise Wale. Einige Wal-Arten wurden durch Walfang, der bis in die 80er Jahre intensiv betrieben wurde, beinahe ausgerottet. Obwohl die meisten Länder vom Jagen und Töten der beeindruckenden Meerestiere mittlerweile Abstand genommen haben, konnten sich einige Wal-Populationen zum Teil bis heute noch nicht vollständig erholen. Die Vermüllung der Meere, Lärm durch Schallkanonen, die bei der Suche nach Öl zum Einsatz kommen, Kollisionen mit Schiffen und nicht zuletzt der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung und Versauerung der Meere setzen Walen extrem zu.

Was können wir zum Schutz der Meere tun?

Wissenschaftler:innen sind sich einig: Für die Gesundheit der Meere, der Lebewesen, die es bewohnen und letztendlich auch für die Sicherung einer lebenswerten Zukunft für uns und folgende Generationen, ist es notwendig, die Meere großflächig unter Schutz zu stellen.

Politische Lösungen & Gesetze

Meeresschutzgebiete sind – ähnlich wie Nationalparks an Land – Regionen, in denen die Natur die Möglichkeit hat, sich zu erholen und ohne Zutun des Menschen weiterzuentwickeln.

Weder industrielle Fischerei ist hier erlaubt, noch andere Ressourcen, wie Öl, dürfen hier gefördert werden. Zahlreiche Studien belegen den positiven Effekt solcher Zonen. Doch was denkst du, wie viel Prozent des Meeres sind bisher geschützt? Die traurige Antwort: Lediglich drei Prozent der Weltmeere und nur ein Prozent der Hohen See.

Expert:innen und Umweltschutzorganisationen fordern, die Meeresschutzgebiete bis 2030 auf mindestens 30 Prozent auszudehnen.

Achtsamer Konsum

Auch mit achtsamen Konsum können wir dazu beitragen, die Meere nicht noch stärker zu belasten. Natürlich sind auch hier primär politische Lösungen und Gesetze gefragt, um nachhaltige Standards im Produktionsprozess zu definieren und ihre Einhaltung kontrollieren zu können. Doch auch wir selbst können im Alltag auf die Meere Rücksicht nehmen, etwa, indem wir weniger, aber dafür Bio-Fisch kaufen und, wo es möglich ist, auf Einweg-Plastik verzichten.