Beim Tanken, Heizen und Einseifen unter der Dusche – Erdöl begegnet uns im Alltag erschreckend oft. Umso wichtiger ist es, dass wir uns bewusst machen, welche Gefahren seine Gewinnung und Nutzung mit sich bringen.
“Schwarzes Gold” nennt der Volksmund das aus der Erde gewonnene Öl, verdient hat es sich diesen edlen Namen allerdings nicht. Denn die Nutzung von Erdöl geht mit fatalen Folgen für Natur und Klima einher.
Ölverschmutzungen gefährden unsere Meere und Flüsse und können ganze Ökosysteme zerstören. Mehrere Millionen Liter des Stoffes gelangten innerhalb der letzten Jahrzehnte bereits durch Unfälle bei der Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl in die Weltmeere. Die Konsequenzen für Umwelt und Artenvielfalt sind meist desaströs. Doch auch die Lebensgrundlage und Gesundheit der Menschen in der betroffenen Region wird durch Öl-Katastrophen gefährdet.
Durch die Verbrennung von Erdöl als Energieträger gelangt zudem klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. An der Nutzung von Öl leiden letztendlich wir alle.
Erdöl ist ein gelblicher bis schwarzer fossiler Energieträger, der auf natürliche Weise in der oberen Erdkruste vorkommt. Das Stoffgemisch ist viele Millionen Jahre alt und besteht aus Kohlenwasserstoffen. Rohöl wird mechanisch aus seinen Lagerstätten gefördert. Erst nachdem es behandelt worden ist, bezeichnet man es als Erdöl.
Der schwarze Stoff bildete sich im Laufe der Jahrtausende überwiegend aus Plankton, also aus tierischen und pflanzlichen Kleinstlebewesen, die in unseren Meeren zu finden sind. Am Meeresgrund lagerten sich Schichten aus Schlamm und Sand ab, unter denen toter Plankton eingeschlossen wurde. Durch die dicken Schichten gelangte kaum Sauerstoff an das tote Material, wodurch seine Verwesung verhindert wurde. Zudem stieg durch das Gewicht der Druck und die Temperatur. Der Plankton verfaulte schließlich und wurde dadurch zu Öl.
Menschen nutzen Erdöl seit tausenden Jahren. Zunächst stellte man etwa Medizin aus Öl her oder verbrannte es in Petroleumlampen.
Heutzutage ist Erdöl in unserem Alltag allgegenwärtig. Es wird zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet und dient als Treibstoff für Kraftfahrzeuge. Es steckt in Kunststoffen, Reinigungsmitteln, Duschgel, Farben, Medikamenten, Kaugummi, Kerzen und Pflegeprodukten. Selbst Kleidung ist meist nicht frei von Erdöl, da synthetischen Fasern mit Hilfe von Öl erzeugt werden.
Doch die Omnipräsenz von Öl hat ihren Preis. Viel zu große Mengen des fossilen Energieträgers haben wir bereits verbrannt und damit Tonnen von CO2 in die Atmosphäre gepumpt. Zudem birgt die Förderung von Öl viele Gefahren für lokale Ökosysteme, da der Rohstoff häufig tief aus der Erde geholt werden muss.
Erdöl ist ein Klimakiller. Durch seine Verbrennung wird schädliches CO2 in die Atmosphäre freigesetzt und so der Klimawandel beschleunigt. Zudem gefährden Unfälle mit Erdöl unsere Ökosysteme. Bis sich betroffene Lebensräume nach einer Katastrophe wieder erholen, kann es viele Jahre und sogar Jahrzehnte dauern.
Ölkatastrophen im Meer wirken sich verheerend auf Fischerei und Tourismus aus. Sie bedrohen somit die Lebensgrundlage unzähliger Menschen. Für die Beseitigung der Verschmutzungen werden viele Helfer:innen benötigt und selbst nach den Aufräumarbeiten bleiben Ölreste zurück, die die Natur nachhaltig belasten.
Insgesamt haben Unfälle mit Schweröl schlimmere Auswirkungen auf die Umwelt als Unfälle mit anderen Kraftstoffen. Diese verdunsten schneller und können besser abgebaut werden.
Es sind gewinnorientierte Ölkonzerne, die die Verschmutzung der Umwelt, den Klimawandel und die Verletzung von Menschenrechten rücksichtslos vorantreiben. Maßnahmen der Politik, dem gefährlichen Treiben mit Öl ein Ende zu setzen, sind rar.
Oft gelangt Öl durch illegale Einleitungen aber auch durch Unfälle bei der Gewinnung oder beim Transport in die Gewässer. Ein dicke Ölsuppe verteilt sich im Meer, Teile davon setzen sich auf dem Meeresboden ab oder treiben an der Meeresoberfläche. Klebriges Öl, das an die Küste gelangt, verschmutzt die Strände.
Auch durch Schiffsunglücke oder Unfälle auf Bohrinseln wird Erdöl in die Weltmeere freigesetzt. Große Ölmengen strömen unauffällig ins Meer – durch Spalten und Risse in Lagerstätten oder Pipelines.
Im Jahr 2021 sind durch Tankerunfälle rund 1.000 Tonnen Öl ins Meer geflossen. Die Zahl nimmt seit Jahren tendenziell ab, schwankt jedoch stark. 2018 waren es beispielsweise 116.000 Tonnen Öl, die allein durch Tankerunfälle ins Meer gelangt sind. Unfälle geschehen viel zu häufig und geben Grund zur Sorge.
Vor der Küste des vom Bürgerkrieg geplagten Jemen bahnt sich aktuell eine der größten Ölkatastrophen aller Zeiten an. Der ehemaliger Öltanker FSO Safer liegt seit 2015 im Roten Meer vor Anker. Durch mangelnde Wartung entwickelte sich das Schiff in den letzten Jahren zu einer ökologischen Zeitbombe. Über die verrosteten Außenwände des Tankers droht Öl ins Meer zu entweichen.
Konkret hat der Supertanker mehr als 1 Million Barrel Rohöl an Bord, die jederzeit auslaufen oder zu einer Explosion führen könnten. Ebenso könnte der marode Tanker auseinanderbrechen. Damit wäre nicht nur den jemenitischen Fischern die Lebensgrundlage entzogen, große Teil der Bevölkerung wären gesundheitlich und ökonomisch bedroht.
Das Rote Meer bräuchte möglicherweise viele Jahrzehnte, um sich von den Folgen der Ölpest zu erholen. Auch diese drohende Katastrophe macht deutlich: Die Ölindustrie ist mit massiven Gefahren verbunden.
Update, Okt. 2022: Mittlerweile konnte die UNO die benötigten Geldmittel aufstellen, um das Öl der FSO Safer auf einen moderneren Tanker umzuladen – genügend Länder haben für die Aktion finanzielle Unterstützung zugesichert. Ölkonzerne, die in der Vergangenheit den Tanker benutzten, beteiligen sich allerdings nicht an den Kosten der Maßnahme. Die Bergungsarbeiten im Roten Meer sollen in den kommenden Wochen starten. Das Risiko eines Öl-Austritts bleibt weiterhin hoch.
Tritt Öl nach einem Unfall aus ist es zunächst wichtig, die Verbreitung des Ölteppichs zu verhindern. Dazu werden meist breite Schläuche als Sperreneingesetzt. Gleichzeitig wird das Erdöl auf eine bestimmte Stelle geschoben, von der es besser und gezielter entfernt werden kann.
Oft wird das Öl von der Wasseroberfläche abgepumpt. Weil Erdöl leichter als Wasser ist, schwimmt es oben und kann abgeschöpft werden. Eine ruhige See ist Voraussetzung, bei hohem Wellengang gerät die Technik an ihre Grenzen.
In manchen Fällen wird das Öl durch gezielt gelegte Feuer verbrannt. Dafür darf das Öl aber noch nicht zu stark gealtert und mit Wasser vermischt sein. Die Verbrennung darf zudem nicht zu nahe an der Küste durchgeführt werden, denn der dabei entstehende Rauch enthält gesundheitsschädliche Chemikalien. Im Prozess gelangt außerdem klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre.
Seit wenigen Jahren existieren biologische Ölauflöser, die das Rohöl in seine ursprünglichen Bestandteile, also Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, zerlegen. Weiters kommen bestimmte Chemikalien zum Einsatz, die den Ölteppich zersetzen.
Trotz aller Möglichkeiten zur Bekämpfung einer Ölpest steht fest, dass Erdöl die Ökosysteme nachhaltig belastet und oft noch lange nach einem Unfall im Meer nachweisbar ist. All diese Methoden bergen weitere Gefahren für den marinen Lebensraum.
Tiere, die an umliegenden Küsten und Stränden leben, leiden besonders stark an den Folgen einer Ölpest. Sie nehmen das Gift in ihren Körper auf und sterben qualvoll, weil sie ertrinken oder ersticken. Außerdem kann das Einatmen der giftigen Stoffe das Nervensystem schädigen. Oft führen Öl-Katastrophen unmittelbar zum Tod einzelner Tiere oder ganzer Populationen.
Seevögel sind besonders gefährdet, denn sie kommen häufig mit der Wasseroberfläche in Berührung. Die Vögel nutzen sie bei der Nahrungssuche oder zum Ausruhen zwischen ihren Flugrunden. Landen sie auf einem Ölteppich, so verklebt ihr Gefieder und sie können ihre Flügel nicht mehr nutzen. Die wasserabweisende Funktion der Federn wird zerstört, das Meerwasser gelangt nun direkt an den Körper und kühlt ihn aus.
Viele verheerende Auswirkungen einer Ölpest zeigen sich erst später. Einige Tiere, die anfangs der Verschmutzung ausgesetzt sind, können diese zwar überleben, leiden aber viele Jahre unter gesundheitlichen Problemen.
Betroffene Meeresbewohner können zudem unter Stress sowie einem geschwächten Immunsystem leiden und Probleme bei der Fortpflanzung haben. Letzteres führt dazu, dass Populationen immer kleiner werden.
Unfälle mit Öl schädigen Menschen, Tiere und Pflanzen und bringen ganze Ökosysteme in Gefahr. Zudem treibt die Verbrennung von Öl die Klimakrise an.
Um weitere Katastrophen und die schädliche Wirkung von Öl auf Umwelt und Klima zu verhindern, gibt es nur eine Lösung: Wir müssen die fossile Industrie hinter uns lassen und auf die Nutzung erneuerbarer Energien und nachhaltiger Materialien umsteigen.