Geschwächt durch Waljagd, Unterwasserlärm und Plastikmüll, droht den Walen in der Arktis nun der Todesstoß durch den Tiefseebergbau. Ein Greenpeace-Bericht zeigt, welche einzigartigen Tiere für immer ausgelöscht werden könnten.
Claudia Dlapa
Chefredakteurin
In den 60er-Jahren stand die Welt kurz davor, ihre größten Meeressäuger zu verlieren. Walfänger drohten die majestätischen Wale, die friedlich den Ozean durchstreiften, den Meeren für immer zu entreißen. Expert:innen gingen davon aus, dass vielen Populationen nur noch 15 Jahre bis zu ihrem Aussterben bleiben würden. Dann hätten die brutalen Jäger auch noch die letzten Exemplare mit scharfen Harpunen aufgespießt und ihre malträtierten Körper in den Schlund schwimmender Schlachthöfe gezogen.
Die grausame Auslöschung der Wale konnte Greenpeace nicht akzeptieren. Umweltschützer:innen auf der ganzen Welt gaben den Meeressäugern ihre Stimme und machten sich gemeinsam für ihre Rettung stark. Der unermüdliche Protest zeigte Erfolg: 1986 trat das Internationale Moratorium gegen Walfang in Kraft. Viele Länder haben dem blutrünstigen Gemetzel auf hoher See damit abgeschworen.
Das Moratorium hat die Jagd auf die Wale stark zurückgedrängt. Doch mittlerweile greifen einzelne Länder die Tiere immer häufiger im Alleingang an. Waljäger treiben die Wale mit immer kaltblütigeren Tötungsmaschinen in den Tod. Gleichzeitig pirscht sich die Tiefseebergbauindustrie mit brutalen Maschinen an bereits gefährdete Meeressäuger in der Arktis heran. Eine ganze Reihe an Bedrohungen führt dazu, dass die Wale immer schwächer werden – jede weitere Attacke könnte für einzelne Arten das Aus bedeuten.
Nicht alle Länder halten sich heute an das globale Walfang-Verbot: Waljäger in Island, Norwegen und Japan nehmen die Meeresriesen weiterhin ins Visier. Japanische Hightech-Fangflotten schicken ferngesteuerte Drohnen in die Luft, spähen die Routen von Walfamilien aus und hetzen die Tiere, bis sie nicht mehr können. Isländische Jäger nutzen Harpunen mit Sprengstoff – die scharfen Spitzen bohren sich ins Fleisch der Tiere und explodieren!
Dabei haben die Meeressäuger schon jetzt kaum noch Kraft: Unzählige Wale ertrinken jährlich, weil sie sich in den riesigen Netzen der industriellen Fischerei verheddern. Andere werden von großen Schiffen gerammt oder verletzen sich an Schiffsschrauben. Tonnenweise Plastikmüll verseucht das Zuhause der Tiere – sie verwechseln ihn mit Nahrung, fressen die Teile und verhungern mit vollem Magen. Obendrauf zerfetzen die Schallkanonen von Erdöl-Suchern mit ohrenbetäubendem Knall das sensible Gehör der Wale. Viele verlieren die Orientierung, stranden und verenden qualvoll.
Zahlreiche Arten haben sich nach der grausamen Waljagd der letzten Jahrhunderte bis heute nicht erholt. Wale haben lange Lebenszyklen und erreichen erst spät die Geschlechtsreife. Wenn die Weibchen schwanger werden, gebären sie in der Regel nur ein Junges. Selbst unter optimalen Bedingungen dauert es deshalb Jahrzehnte, bis eine Population wieder wachsen kann!
Dutzende Arten sind somit immer noch vom Aussterben bedroht. Und jährlich sterben unzählige weitere Wale direkt oder indirekt durch Menschenhand. Die Situation ist dramatisch, die Tiere brauchen dringend Schutz!Währenddessen lauert in der Arktis schon die nächste Bedrohung.
Norwegen plant, einen der letzten Rückzugsorte der Wale in der Arktis für den Tiefseebergbau freizugeben. Die Industrie giert nach Nickel, Kobalt, Mangan und seltenen Erden in der mineralreichen Kruste der Seeberge – angeblich, um mit den Rohstoffen die grüne Energiewende zu ermöglichen. Dass wir die Rohstoffe aus der Tiefsee nicht brauchen, belegen Studien – es gibt viel weniger schädliche Methoden, um den Bedarf zu decken. Es ist die blanke Gier nach Profit, die die Konzerne in die Tiefsee treibt.
Für viele Tiere könnte der Startschuss für die Ausbeutung des Meeresbodens ihr eigenes Ende bedeuten: Mächtige Maschinen werden dann den Boden aufreißen, ihr Lärm wird das Zuhause der Wale über hunderte Kilometer weit erschüttern! Das Dröhnen stört die Gesänge der Wale und erschwert ihre Kommunikation – Kälber können ihre Mütter verlieren. Zahnwale nutzen Schall, um ihre Beute zu orten. Der Lärm wird die Nahrungssuche erheblich erschweren. Viele Wale werden den Raubzug der Tiefseebergbau-Maschinen nicht überleben.
Ein aktueller Bericht von Greenpeace zeigt, welche einzigartigen Wale durch den Einfall der brutalen Bergbaumaschinen vor der Ausrottung stehen. Rund zehn verschiedene Arten leben im geplanten Abbaugebiet, etwa Orcas, Pottwale und Finnwale. Sie kommen in die Arktis, um zu fressen und sich zu paaren. Noch schöpfen die Tiere in den abgelegenen Gewässern Kraft, damit ihre Familien weiter wachsen können.
Viele Bartenwale etwa wandern im Frühjahr aus den warmen Regionen, in denen sie sich fortpflanzen, in den Norden, um in der Arktis ihren Hunger zu stillen. Buckelwale, Finnwale und Zwergwale stärken sich im Gebiet mit Krill, Krebsen und Futterfischen. Der Tiefseebergbau droht das sensible Ökosystem in der Arktis aus dem Gleichgewicht zu stoßen – mögliche Futterquellen für die Wale könnten versiegen.
Auch die größten Tiere der Welt, die Blauwale, durchstreifen das Gebiet. Die bis zu 20 Meter langen Tiere wurden durch den Walfang der vergangenen Jahrhunderte fast ausgelöscht, noch heute kämpfen die friedlichen Riesen ums Überleben. Ihr Fortbestand in der Region ist direkt vom Nahrungsangebot abhängig. Ob sie mit ihren faszinierend großen Zungen, die so schwer sind wie ein Elefant, noch genügend Krill zu schnappen bekommen werden, ist fraglich.
Nordatlantische Glattwale gehören zu den am stärksten gefährdeten Walen – ihre Bestände haben sich nach der intensiven Bejagung bis heute nicht erholt. Nur wenige Exemplare wurden in den vergangenen Jahrzehnten in der norwegischen See gesichtet. Der Tiefseebergbau wird einen ihrer letzten Rückzugsorte in eine lebensfeindliche Todeszone verwandeln.
Akustische Untersuchungen haben ergeben, dass Grönlandwale das ganze Jahr über in der Region vorkommen und in den Wintermonaten rund um die Uhr ausgiebig singen! Forschende vermuten deshalb, dass sich die Wale dort fortpflanzen. Bald droht der dröhnende Lärm der Tiefseebergbaumaschinen durch ihr Paarungsgebiet zu wummern.
Weitere Walarten wie Orcas, Narwale und Pottwale sowie zahlreiche andere wunderbare Tiere müssen derzeit zittern, denn schon bald könnte die Industrie ihren Raubzug in ihrem arktischen Zuhause starten. Wir tun alles, um sie noch rechtzeitig vor der Invasion der Maschinen zu schützen. Danke, dass du uns dafür mit deiner Spende den Rücken stärkst! Mit deiner Hilfe werden wir niemals zulassen, dass die Industrie die Tiere ausrottet. Wir werden unerbittlich für das Leben jedes einzelnen Wales kämpfen!
Dass die Tiefseebergbauindustrie eine massive Gefahr für den letzten fast unberührten Lebensraum kaum erforschter Tiere darstellt, haben etliche Regierungen bereits erkannt. Sie stellen sich gegen das Vorhaben. Und sogar große Unternehmen wie Apple möchten mit dem Irrsinn nichts zu tun haben. Bitte unterzeichne unsere Petition, damit wir mit lauter Stimme noch weitere Menschen überzeugen, dass die Tiefsee kein Rohstofflager, sondern die Heimat wunderbarer und schützenswerter Lebewesen ist!