Sie sind majestätisch anzusehen, überaus intelligent und halten die Ökosysteme der Meere intakt. Trotzdem wird das Leben von Walen massiv durch den Menschen bedroht. Wir beantworten die drängendsten Fragen zum Thema Walfang.
Die Gründe für das Fangen und Töten von Walen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Begehrt war ursprünglich vor allem das Fett der Wale. Der daraus gewonnene Tran wurde vornehmlich als Lampenöl genutzt. Später stellte man Margarine, Kerzen und Seifen aus Tran her. Darüber hinaus kam noch das “Fischbein”, also die Barten der Wale, als biegsame Stützstäbe in Korsetts oder Reifröcken zum Einsatz.
In einigen Ländern – wie beispielsweise Norwegen oder Japan – wird kommerzieller Walfang für Walfleisch betrieben, obwohl der Verzehr der Produkte mittlerweile sehr gering ist. Das Fleisch der Meeressäuger ist häufig mit Schadstoffen belastet und stellt mitunter sogar eine Gefahr für die Gesundheit dar. Vor allem Schwangeren, Kindern und älteren Menschen wird aus medizinischer Sicht davon abgeraten, das Fleisch zu konsumieren.
Wesentlich profitabler als die Verwertung des Fleischs ist es heutzutage, die faszinierenden Tiere einzufangen, um sie an Aquarien zu verkaufen. Um die eine Million Euro zahlen Käufer:innen im Schnitt für ein Exemplar. Vor allem in China müssen Wale ihr Dasein immer häufiger zur Unterhaltung der Menschen in winzigen Becken populärer Ozean-Themenparks fristen. Naturschutzorganisationen schätzen, dass um die 1.000 Individuen unter grausamen Bedingungen in den Aquarien Chinas gehalten werden. Besonders Orcas und Belugas sind betroffen.
Stellen heutzutage Öl- und Gasbohrungen sowie die industrielle Fischerei die größten Gefahren für Wale dar, war es früher der Walfang. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Jagd auf die Tiere ein bedrohliches Ausmaß an. Zigtausende der friedlichen Meeresbewohner wurden in den 1930er Jahren jährlich in der Antarktis abgeschlachtet – einige Arten standen knapp davor komplett ausgelöscht zu werden.
Es folgten Initiativen der neugegründeten Internationalen Walfangkommission (IWC), den Walfang – zunächst aus rein wirtschaftlichen Gründen – für alle Länder einzuschränken. Doch erst als Aktivist:innen von Greenpeace zum Schutz der Wale ihr Leben riskierten, indem sie sich auf Schlauchbooten vor die Harpunen der Walfänger drängten, begann man das Thema in der breiten Öffentlichkeit im Hinblick auf die Wichtigkeit von Artenschutz zu diskutieren. Schließlich wurde der kommerzielle Walfang 1986 von der IWC verboten.
Dennoch werden Wale auch heute noch gejagt. Zum einen legalisieren Ausnahmeregelungen die Waljagd. Zum anderen haben einige Länder das Verbot nicht anerkannt. Ein weiteres Problem ist, dass die IWC keine Möglichkeit hat, Verstöße gegen das Abkommen effektiv zu sanktionieren.
Seit 1986 ist die Fangquote für alle Walarten auf null festgelegt. Trotzdem bedeutet das internationale Abkommen der IWC kein generelles Fangverbot. Indigene Gemeinschaften dürfen ihr Recht auf Walfang weiter ausüben, da es sich hierbei nicht um wirtschaftlich motivierten Walfang handelt, sondern nur für den Eigenbedarf gejagt wird.
Ebenso ist Walfang für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Leider führt genau dieses Schlupfloch häufig dazu, dass unter dem Deckmantel der Forschung auch kommerzieller Walfang fortgeführt wird. Letztendlich landen die Tiere im Sinne der “vollständigen Verwertung” nämlich dennoch in der Tiefkühl-Abteilung des Supermarkts und schließlich auf dem Teller. Welcher der beiden Zwecke die Jagd ursprünglich motivierte, ist schlussendlich schwer nachvollziehbar.
Doch Umweltschutzorganisationen lassen sich nicht so leicht täuschen und behalten wissenschaftliche Studien, die das Töten von Walen einschließen, ganz genau im Auge. Häufig veranlasst sie ein Mangel an nennenswerten Forschungsergebnissen dazu, laufende Studien zu kritisieren. Außerdem propagieren sie alternative Forschungsmethoden, durch die die Notwendigkeit des Tötens der Tiere auf ein Minimum reduziert oder sogar komplett vermieden werden kann.
Einige wenige Regierungen betreiben Walfang auch heute noch – und zwar ganz offiziell. Sie haben dem Fangverbot des IWC von vornherein nicht zugestimmt oder sind mittlerweile aus der Kommission ausgestiegen.
Die norwegische Regierung wollte sich von der IWC kein Verbot vorschreiben lassen. Nach einem kurzen Fangstopp zur Bestandsaufnahme, setzte man die Jagd auf Wale Anfang der 90er Jahre einfach wieder fort. Seine Fangquoten bestimmt das Land seitdem selbst. Besonders Zwergwalen, auch Minkwale genannt, geht es seitens der norwegischen Jäger an den Kragen.
Unter dem Vorwand man würde Wale ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke töten, führte die japanische Regierung die brutale Jagd auf die Meeressäuger auch nach dem IWC-Beschluss von 1986 weiter. 2019 trat das Land schließlich aus der Kommission aus und betreibt kommerziellen Walfang nun wieder ganz offiziell.
Wie in Japan hatte man auch in Island Wale seit dem Fangverbot offiziell für wissenschaftliche Zwecke weiter gejagt, bis sich die Regierung 2006 dazu entschloss, auch die kommerzielle Jagd wieder zuzulassen. Seit ein paar Jahren schon werden in Island trotz Zulassung keine Wale mehr getötet. 2022 hat die isländische Regierung angekündigt, den Walfang 2024 offiziell für beendet zu erklären.
Der Beschluss der isländischen Regierung ist ein wichtiger Schritt, um den majestätischen Meeressäugern Leid zu ersparen, das heute nur noch in den wenigsten Fällen gerechtfertigt ist.
Nicht vergessen dürfen wir aber, dass Walfangbei weitem nicht die einzige, und auch nicht die größte Bedrohung für die Tiere darstellt. Tausende Exemplare gehen jährlich als Beifang in den Netzen der Fischerei-Industrie zugrunde. Zudem verschmutzen wir ihren Lebensraum mit Plastikmüllund Chemikalien. Der ohrenbetäubende Lärm von Schallkanonen, mit denen unter Wasser nach Öl gesucht wird, belastet die sensiblen Geschöpfe zusätzlich.
Trotz zahlreicher Initiativen Wale nachhaltig zu schützen, sind viele Arten weiterhin akut vom Aussterben bedroht.