Was bringt es, auf regionale Lebensmittel zu setzen? Ist eine vegane oder vegetarische Ernährung umweltfreundlicher? Und ist bio wirklich immer die bessere Wahl? Alle Antworten findest du hier!
Magdalena Ott
Gast-Autorin
Die Österreicher:innen interessieren sich immer mehr dafür, was in ihrem Essen drin ist und woher es kommt. Deutlich wird das bei Bio-Lebensmitteln, für die das Haushaltsbudget laut Statista von 93 Euro im Jahr 2011 auf 190 Euro im Jahr 2020 gestiegen ist. Und auch die Veggie-Ernährung findet immer mehr Anklang: Laut einer Handeslverband-Umfrage aus 2021 bezeichnen sich 30 Prozent der Befragten als Flexitarier:innen, 11 Prozent ernähren sich vegetarisch und 2 Prozent leben vegan – Tendenz steigend.
Eine fleischlose Bio-Ernährung gilt gerne als besonders umweltfreundlich, doch stimmt das auch? Was ist nachhaltige Ernährung überhaupt und worauf achtet man am besten, um möglichst umweltschonend zu essen? Unser FAQ klärt auf!
Fleisch ist in Österreich nach wie vor ein sehr beliebtes Lebensmittel: In Österreich wird dreimal so viel Fleisch gegessen, wie von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfohlen.
Der hohe Fleischkonsum kann sich nicht nur negativ auf die Gesundheit auswirken, sondern hat auch erheblichen Einfluss auf das Klima. Laut der Studie “Klimaschutz und Ernährung”, die Greenpeace gemeinsam mit Ja! Natürlich beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Auftrag gegeben hat, stammen 14,5 bis 18 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aus der Herstellung tierischer Produkte.
Steigt eine Person mit durchschnittlicher Ernährung auf den von der ÖGE empfohlenen reduzierten Fleischkonsum um, kann sie damit bereits bis zu 28 Prozent an Treibhausgasemissionen einsparen. Beim Umstieg auf eine vegetarische Ernährung werden 48 Prozent eingespart.
Und wie sieht es bei einer rein pflanzlichen Ernährung aus? Ist die vegane Ernährung nachhaltiger als eine omnivore oder vegetarische Lebensweise? Ja, zeigt die Studie: Eine rein vegane Ernährung reduziert die ernährungsbedingten Emissionen sogar um bis zu 70 Prozent.
Die CO2-Bilanz tierischer Lebensmittel wird vor allem durch die ressourcenintensive Tieraufzucht und -haltung sowie die Produktion von Futtermitteln für diese Tiere in die höhe getrieben. Eine Halbierung des Fleisch-, Milch- und Eierkonsums könnte die Treibhausgasemissionen in der EU um bis zu 40 Prozent reduzieren. Zudem würde der Bedarf an Futter-Soja, das für einen großen Teil der Waldzerstörung verantwortlich ist, um 75 Prozent sinken. Je höher der Fleischkonsum, desto höher also die damit einhergehende Umweltbelastung.
Fleischesser:innen sollten ihren Konsum deshalb zumindest auf die von der ÖGE empfohlenen 450 Gramm an Fleisch und Fleischprodukten pro Woche reduzieren, anstatt der bis zu 1.320 Gramm, die aktuell durchschnittlich verzehrt werden. Auch sollten Bio-Produkte bevorzugt werden.
Die knappe Antwort: Ja. Die ausführliche Antwort: Mit Bio-Produkten können die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um bis zu 20 Prozent reduziert werden.
Vor allem bei einer omnivoren Ernährung, also dem Konsum von Fleisch-, Milch- und pflanzlichen Produkten, schneidet ein biologischer Warenkorb gegenüber einem konventionellen deutlich klimafreundlicher ab, wie die FiBL-Studie zeigt. Grund dafür sind vor allem die strengeren Vorschriften für Futter- und Düngemittel, die bei einer biologischen Landwirtschaft gelten. So werden in der konventionellen Tierhaltung enorme Mengen an Sojafuttermittel verfüttert, zu großen Teilen aus Übersee importiert und zudem oft gentechnisch verändert.
Der konventionelle Ackerbau greift häufig zu Stickstoff-Mineral-Dünger, für dessen Herstellung viel fossile Energie benötigt wird. Der Biolandbau setzt stattdessen auf organische, schwer lösliche Düngemittel sowie Stallmist und Kompost. Das fördert den Humusaufbau und bindet zusätzlich CO₂. Dank der klimafreundlicheren Düngung hat der Bio-Ackerbau gegenüber dem konventionellen um bis zu 90 Prozent geringere CO₂-Äquivalente (CO₂e) pro Hektar Land.
Zwar geht Fleisch grundsätzlich mit einer sehr hohen CO₂-Belastung einher, jedoch gibt es hier Abstufungen zwischen bio und konventionell. Ein Kilogramm Rindfleisch aus Bio-Stiermast verursacht beispielsweise 1,8 Kilogramm weniger CO₂-Äquivalente (CO2e) als Rindfleisch aus konventioneller Stiermast. Auch bei Schweinefleisch können mit der Bio-Variante 1,7 Kilogramm CO₂e eingespart werden.
Wer zur Bio-Milch greift statt zur konventionellen, kann 0,27 CO₂e einsparen. Besser noch ist aber der Griff zur Hafermilch, denn diese weist eine deutlich geringere Klimabilanz auf als Kuhmilch. Auch bei pflanzlichen Lebensmitteln wie Äpfeln und Brot schneiden die Bio-Produkte besser ab.
Die FiBL-Studie zeigt: Wenn die Bio-Lebensmittel auch noch aus regionaler Produktion stammen, führt das zu einer weiteren Verbesserung der Klimabilanz. Konventionelle Produkte wiederum schneiden, auch wenn sie aus regionaler Herstellung stammen, im Produktvergleich in der Klimabilanz schlechter ab als Bio-Produkte. Beim Konsum von Obst und Gemüse sollte man zudem auf die Saisonalität achten. Tomaten aus beheizten Gewächshäusern, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, heizen etwa die Klimakrise an. Wer sich umweltfreundlich ernähren möchte, greift deshalb am besten zu regionalen und saisonalen Bio-Produkten und verzichtet weitestgehend auf Fleisch.
Wie müsste eine Ernährungsweise aussehen, die unserer Gesundheit zuträglich und gleichzeitig ökologisch nachhaltig und sozial vertretbar ist?
Mit dieser Frage hat sich die EAT-Lancet Kommission beschäftigt, eine angesehene Gruppe internationaler Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen, darunter Klimaforscher:innen und Ernährungswissenschaftler:innen. Auf der Basis ihrer Forschung entwickelten sie die sogenannte Planetary Health Diet (PHD).
Die Empfehlungen der Expert:innen ist nicht überraschend: So sollten wir mehr pflanzliche Lebensmittel essen, genauer gesagt sogar die doppelte Menge. Denn Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und hochwertiges Pflanzenöl sind nicht nur gut für unser eigenes Wohl, sondern auch für das des Planeten. Auch Fisch, Fleisch und Milchprodukte können Teil einer gesunden und nachhaltigen Ernährung sein. Jedoch nur, wenn wir den bisherigen Durchschnittskonsum dieser Lebensmittel auf ein Viertel reduzieren. Ganz verzichten oder nur in geringen Mengen sollten wir rotes Fleisch, verarbeitetes Fleisch, zugesetzten Zucker und Weißmehlprodukte zu uns nehmen, so die Wissenschaftler:innen.
Im Jahr 2050 werden wir auf der Erde 10 Milliarden Menschen ernähren müssen, schon jetzt stellt die Lebensmittelversorgung eine Herausforderung dar. Laut Welternährungsbericht (2018) leidet knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung unter Hunger, zwei Milliarden Menschen sind mangelernährt. Und das, obwohl wir die Ressourcen der Erde bereits überbeanspruchen.
Die Lösung liegt nicht darin, auf Kosten des Klimas neue Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, sondern bestehende Flächen effizienter zu nutzen. In Österreich etwa werden rund 60 Prozent aller Ackerflächen zur Produktion von Tierfuttermittel genutzt. Dabei decken tierische Lebensmittel im Vergleich zu pflanzlichen einen wesentlich geringeren Anteil unseres Kalorienbedarfs. Darüber hinaus ist die Herstellung von Fleisch und Milchprodukten mit einem hohen CO2-Ausstoß und anderen ökologisch problematischen Folgen, wie dem vermehrten Artensterben, verbunden. Die Fläche, die wir derzeit für die Herstellung tierischer Lebensmittel verwenden, könnte also weitaus effizienter sowie umwelt- und klimafreundlicher genutzt werden.
Greenpeace Deutschland hat sich im Rahmen einer Studie angesehen, welche Auswirkungen es für den Landwirtschaftssektor hätte, wenn sich die deutsche Bevölkerung nach dem Vorbild der Planetary Health Diet ernähren würde. Die Ergebnisse machen Hoffnung: Bis zu 40 Prozent der aktuell landwirtschaftlich genutzten Flächen des Landes stünden in diesem Fall für anderweitige Nutzung zur Verfügung. Würde man dort pflanzliche Lebensmittel anbauen, könnten 70 Millionen weitere Menschen durch die Erträge ernährt werden. Ähnlich positive Auswirkungen wären auch in Österreich und weiteren Industriestaaten zu erwarten.
Neben den positiven Folgen der Planetary Health Diet für die Flächennutzung und in weiterer Folge für das Wohl des Planeten würde auch die Gesundheit der Menschen von der Ernährungsweise profitieren.
Nicht nur hätten mehr Menschen Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln, den Expert:innen zufolge senkt eine vollwertige, pflanzenbasierte Ernährungsform auch das Risiko vieler Erkrankungen, wie Schlaganfälle, Diabetes, Darmkrebs und Herzinfarkte. Etwa 11 Millionenvorzeitige Todesfälle durch chronische, ernährungsbedingte Krankheiten könnten jedes Jahr durch die Planetary Health Diet verhindert werden.