Viele gute Gründe sprechen dafür, weniger Fleisch zu essen. Doch aufs Schnitzel zu verzichten ist leichter gesagt als getan. Hol dir Starthilfe mit unseren 10 Tipps!
Claudia Dlapa
Chefredakteurin
Etwa 60 Kilogramm Fleisch isst der:die Durchschnitts-Österreicher:in im Jahr. Das ist etwa dreimal so viel wie die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfiehlt.
Gefahren birgt unser Hunger auf Fleisch etwa für unsere Gesundheit: Viel zu oft gelangen mit Hühnerflügel, Schweinskarree und Putenbrust auch antibiotikaresistente Keime auf unseren Tellern, wie ein Test von Greenpeace ergeben hat.
Der Laborbericht ist erschreckend, aber verwundert nicht: Zurückzuführen ist das bedenkliche Ergebnis auf die schlechten Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung. Sie führen dazu, dass die Tiere vermehrt krank werden. Zu ihrer Behandlung werden Antibiotika eingesetzt. Dadurch bekommen Keime immer häufiger die Möglichkeit, Resistenzen zu entwickeln. Erkranken wir nun an einem bakteriellen Infekt, lässt sich dieser unter Umständen nicht mehr durch bisher wirksame Medikamente behandeln.
Gefährlich ist der hohe Fleischkonsum aber nicht nur für unsere Gesundheit, auch das Klima leidet massiv: Etwa 14,5 bis 18 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen stammen aus der Herstellung tierischer Produkte.
Die Zahlen sprechen für sich: Wer durchschnittlich viel Fleisch isst und auf die von der ÖGE empfohlenen Menge reduziert, kann bis zu 28 Prozent an Emissionen einsparen. Beim Umstieg auf eine vegetarische Ernährung sind es 48 Prozent. Veganer:innen können ihre ernährungsbedingten Emissionen sogar um satte 70 Prozent reduzieren.
Wer der Gesundheit, dem Klima und auch den Tieren in der Massentierhaltung weniger Schaden zufügen möchte, weiß also eigentlich ganz genau, was zu tun ist. Weniger Fleisch zu essen zahlt sich aus.
Doch lang gehegte Gewohnheiten, wie die eigene Ernährungsvorlieben, zu durchbrechen, kostet Kraft und Durchhaltevermögen. Bring dich in eine gute Ausgangslage, um die Herausforderung zu meistern – mit unseren 10 Tipps!
Bevor du damit loslegst, deine Gewohnheiten zu ändern, solltest du deine Motivation kennen. Mach dir unbedingt bewusst, warum du weniger Fleisch essen möchtest: Du willst Tierleid minimieren? Deinen ökologischen Fußabdruck verkleinern? Oder deiner Gesundheit zu Liebe deine Ernährung umstellen? All diese Gründe sind gute Gründe, den Konsum von Fleisch zu reduzieren.
Informier dich im Netz, schaue Dokus und lese Bücher, um deine Beweggründe zu festigen. Schreibe deine Motivation ausführlich auf und lies sie dir hin und wieder als Ansporn durch.
Dein Warum für dich zu klären ist ein wichtiger Schritt. Dennoch wirst du bemerken, dass gute Gründe allein oft nicht ausreichen, um eine Verhaltensänderung langfristig beizubehalten. Vor allem abstrakte Emissionszahlen sind rasch vergessen, wenn während der Arbeit schnell ein Snack her muss. Wichtig ist es, dass du dich gut vorbereitest und dir selbst nicht zu viel Druck machst, sondern Spaß dabei hast, deinen Alltag umzukrempeln. Alle weiteren Tipps werden dich dabei unterstützen.
Die meisten Menschen glauben “eh gar nicht so viel Fleisch zu essen”. Doch die Realität ist üblicherweise eine andere. Denn häufig sind wir uns gar nicht im Klaren darüber, was wir tagein tagaus konsumieren, weil wir unser Essen nicht bewusst reflektieren. So fällt das Wurstbrot zum Frühstück in der gefühlten “Fleisch-Bilanz” schnell mal unter den Tisch.
Schreibe dir eine Woche lang auf, zu welchen Mahlzeiten Fleisch auf deinem Teller landet. Du wirst überrascht sein, wie häufig das tatsächlich passiert und bekommst einen Überblick, an welchen Schrauben du drehen kannst, um deinen Speiseplan zu optimieren.
Für einige mag der radikale Weg, der richtige sein. Sie stellen ihre Ernährung von einen Tag auf den anderen Tag um und blicken nicht mehr zurück. Herzlichen Glückwunsch, falls du zu dieser Gruppe Menschen zählst – davon ausgehen, solltest du aber nicht. Wer seine Gewohnheiten komplett auf den Kopf stellt, läuft Gefahr, rasch frustriert zu werden, wenn der Umstieg nicht ganz so reibungslos verläuft, wie erhofft.
Für die meisten Menschen führt der gemächliche Fortschritt zum Erfolg. Stress dich nicht, sondern reduziere deinen Fleisch-Konsum einfach nach und nach. Verkleinere etwa den Fleisch-Anteil deiner Mahlzeiten oder führe einen fixen vegetarischen Tag pro Woche ein, vielleicht auch zwei oder drei – abhängig davon, wie “fleischlastig” deine Ausgangslage ist.
Und vor allem: Mach dich nicht fertig, wenn es in einer Woche mal nicht so gut läuft. Nimm einen Rückschlag zum Anlass, darüber nachzudenken, warum es nicht geklappt hat. Vielleicht musst du deine Mahlzeiten besser vorbereiten? (siehe Tipp 6). Um deine Motivation aufzufrischen, hol dein “Warum” aus der Schublade und lies es dir noch einmal durch.
Erzähle Freund:innen und Kolleg:innen von deinem Vorhaben. Vielleicht ist jemand dabei, der sich bereits vegetarisch ernährt und hat hilfreiche Tipps! Im besten Fall stößt du auf jemanden, der:die auch schon länger darüber nachdenkt, weniger Fleisch zu essen und die Chance ergreift, sich dir anzuschließen. Ihr könnt Rezepte austauschen oder sogar gemeinsam kochen, Rückschläge analysieren und gemeinsame Erfolge feiern. Du wirst merken, dass dich der Wunsch deine:n Mitstreiter:in nicht “hängen zu lassen”, dazu motiviert, deine Pläne weiter zu verfolgen.
Auch im Netz kannst du auf der Suche nach Verbündeten fündig werden. Auf Social Media tummeln sich begeisterte Vegetarier:innen, die nichts lieber tun, als ihre Tipps und Rezepte weiterzugeben. Auch Gruppen und Communities laden zum Austausch von Erfahrungen ein.
Fleisch und Fleischgerichte werden häufig zum Schnäppchenpreis beworben. Dem “wahren” Preis entsprechen diese Angebote jedoch nicht. Rinder, Schweine, Hühner und andere Tiere werden mehrere Wochen und Monate gemästet, bevor sie für Steak, Schnitzel oder Keule schließlich ihr Leben lassen müssen. Sprich, tierische Lebensmittel sind kostbar und bei ihrer Produktion werden jede Menge CO2-Emissionen ausgestoßen – gut für unser Klima ist das nicht.
Viel zu billige Angebote für Fleisch machen es uns nicht leicht, doch wir müssen tierische Produkte wieder mehr zu schätzen lernen. Achte beim Kauf von Fleisch auf die Herkunft und greif lieber zu hochwertiger Bio-Ware. Dadurch erhöhst du den Genussfaktor und reduzierst durch den etwas höheren Preis automatisch die Menge, die du kaufst und konsumierst.
Heißhunger ist der Endgegner auf deinem Weg zum Ziel. Damit du bei einer Heißhungerattacke nicht jegliche Vernunft über Bord wirfst und beim nächsten Würstelstand mit deinen Geldscheinen wedelst, solltest du dich entsprechend vorbereiten. Am besten du steckst dir eine Packung Nüsse und Trockenfrüchte in deiner Tasche, um für Notfälle gerüstet zu sein. Auch mehrere Portionen selbst gekochtes Essen im Tiefkühlschrank zu deponieren, ist hilfreich, um bei plötzlich auftretendem Hunger die Nerven nicht zu verlieren. Profis überlegen sich im Voraus ihren ungefähren Speiseplan für die kommende Woche und sorgen entsprechend vor.
Weniger Fleisch zu essen, muss nicht automatisch Verzicht bedeuten, sondern kann, wenn du der Herausforderung mit Neugier und Offenheit begegnest, zur kulinarischen Abenteuerreise werden. Wir neigen dazu, beim Einkaufen immer wieder zu denselben Gemüsesorten zu greifen – jedes Mal landen so Erdäpfel, Karotten und … Erdäpfel am Tisch.
Denk im Supermarkt daran, auch mal neues Gemüse auszuprobieren oder Altbekanntes neu zu kombinieren. Geschmäcker ändern sich – auch wenn du als Kind deinen Brokkoli heimlich unter dem Tisch an den Hund verfüttert hast, heißt das nicht, dass er dir immer noch so wenig schmeckt.
Gib neuen Lebensmitteln eine Chance – oder am besten gleich zwei oder drei: Häufig lernen wir unbekannte Aromen erst zu schätzen, wenn wir sie mehrmals probiert und uns an ihren Geschmack gewöhnt haben. Umwelt und Klima zu Liebe, solltest du dich beim Durchprobieren auf heimisches Gemüse konzentrieren und saisonal und bio einkaufen.
Durchforste das Internet nach Rezepten und entdecke neue Kräuter und Gewürze!
Hülsenfrüchte sind reich an Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralstoffen und Eiweiß – in deinem fleischarmen Speiseplan sollten sie auf keinen Fall fehlen. Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen und Co. haben zudem wenig Fett, sind vielfältig einsetzbar und halten lange satt. Sie eignen sich also bestens, um hin und wieder das Fleisch in deinen Mahlzeiten zu ersetzen.
Aber Achtung: Falls du bisher eher selten zu Hülsenfrüchten gegriffen hast, solltest du deine Verdauung erst behutsam an den Konsum gewöhnen. Ihr hoher Gehalt an Ballaststoffen ist zwar auf Dauer gut für die Gesundheit, kann gerade am Anfang deiner Ernährungsumstellung aber zu Beschwerden führen.
Auch Sojabohnen zählen zu den Hülsenfrüchten. Manche bezeichnen sie als “Fleisch der Vegetarier:innen”, weil sie einen hohen Proteingehalt aufweisen und, beispielsweise zu Tofu oder Tempeh verarbeitet, Gemüsegerichte sehr gut ergänzen können.
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Gerade am Anfang einer Ernährungsumstellung fällt es schwer, sich von eingefahrenen Gewohnheiten loszureißen. Wer gerne Burger, Schnitzel und Nuggets isst und erstmal nicht verzichten möchte, kann vegetarische oder vegane Ersatzprodukte ausprobieren.
Fleischalternativen haben einen schlechten Ruf. Sie gelten als “chemisch”, weil sie häufig künstliche Inhaltsstoffe zur Nachahmung von Fleischgeschmack und -konsistenz beinhalten. Doch man sollte nicht alle Fleischalternativen in einen Topf werfen. Viele Hersteller achten bereits darauf, nur natürliche Inhaltsstoffe zu verwenden – was dem Geschmack und der Ähnlichkeit zu Fleisch häufig keinen Abbruch tut. Kostet dich durch und finde so die Produkte, die dir zusagen und deinen Gusto auf Fleisch ab und zu auf der Basis von Pflanzen stillen.
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Du hast mit dem Vorhaben weniger Fleisch zu essen einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht – sei stolz auf dich und belohne dich (immer wieder mal) mit einem Restaurant-Besuch. Gerade in der Stadt ist die Auswahl an rein vegetarischen oder veganen Lokalen groß. Lass dich von Profis bekochen und genieße es, dass du bei der Wahl deiner Speisen keine Einschränkungen hast.
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Praktische Apps, um vegetarische oder vegane Lokale zu finden: