Österreich wird immer heißer, und das nicht nur draußen. Eine von Greenpeace beauftragte, repräsentative Umfrage zu Hitze in Innenräumen in Österreich hat bereits klare Ergebnisse geliefert: Viele Menschen sind nicht einmal in den eigenen vier Wänden sicher vor gesundheitsgefährdenden Temperaturen. 18 % der Befragten, die in Wohnungen leben, gaben an, dass es dort unerträglich heiß wird.
Wie heiß es wird, wollten wir genauer wissen und haben seit Juni 2025 gemeinsam mit Boku und Volkshilfe Innenraumtemperaturen in Wiener Wohnungen, einer Schule und einem Kindergarten gemessen. Die erschreckenden Ergebnisse, wer besonders betroffen ist und welche Lösungen es für dieses Problem gibt, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Schon bei geringeren Temperaturen als 30 Grad können körperliche Auswirkungen durch Hitze auftreten, darunter Schlafprobleme, verminderte Leistungsfähigkeit und sogar Kreislaufbeschwerden. Alte Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen sind hier sehr gefährdet.
Beispielhaft für diese Gruppe steht Mex Müllner, der an einer temperaturabhängigen Form von Multipler Sklerose erkrankt ist. Ab etwa 25 Grad werden seine Symptome so stark, dass er den Rollstuhl nutzen muss.
2021 hat er eine Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht, da sein Recht auf Gesundheit durch die sich zuspitzende Erderhitzung gefährdet ist, der Staat Österreich gleichzeitig aber zu wenig unternimmt, um die Temperaturerhöhung zu stoppen.
Im schlimmsten Fall führen Hitzeperioden zum Tod. 2023 wurden in Österreich 53 Sterbefälle durch Hitze dokumentiert. Die stärksten Auswirkungen der Hitze spüren Menschen in Städten.
In den letzten 30 Jahren haben sich die jährlichen Hitzetage und Tropennächte vervielfacht – also Tage mit Temperaturen über 30 Grad und Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt. Waren es bis 1990 noch rund 10 Hitzetage pro Jahr in Wien, wurden 2024 an 45 Tagen mindestens 30 Grad gemessen. Diese Entwicklung ist in ganz Österreich spürbar – besonders steigen die Temperaturen allerdings in Städten an.
Asphalt und Beton heizen sich schnell auf und geben die Wärme nur langsam wieder ab, dichte Bebauung verhindert die Luftzirkulation und durch fehlende Bäume gibt es weder Schatten, noch kommt Verdunstungskälte zustande, die beim Verdunsten von Wasser durch Pflanzen entsteht. Wie sehr sich die Städte aufheizen, ist auch in Wohnungen und Schulen spürbar.
Um aufzuzeigen, welches Ausmaß die steigenden Temperaturen in Städten annehmen und welchen gesundheitsgefährdenden Umständen viele Menschen im Sommer täglich ausgesetzt sind, haben wir im Juni 2025 in neun Wohnungen, einer Schule und einem Kindergarten in Wien Temperatur-Messgeräte installiert. Über das Greenpeace Hitze Dashboard konnte stundenaktuell verfolgt werden, wie heiß es in den jeweiligen Innenräumen war.
Schlecht sanierte Gebäude zeigten besorgniserregende Zahlen. In allen Altbauwohnungen stiegen die gemessenen Temperaturen auf über 27 Grad an, in vier davon wurde sogar die 30-Grad-Marke geknackt, mit einer Höchsttemperatur von 34,1 Grad.
Die unterschiedliche Hitzebelastung wird auch im Vergleich einer schlecht isolierten Altbauwohnung im dicht bebauten Gebiet mit einer Neubauwohnung sichtbar. Die Altbauwohnung erhitzt sich im Vergleich extrem rasch, kühlt aber nur langsam ab. In der Nacht von 3. auf 4. Juli 2025 war es in der Altbauwohnung beispielsweise an über 15 Stunden heißer als draußen, während das an rund 11 Stunden in der Neubauwohnung der Fall war.
Die gemessene Höchsttemperatur erreichte allerdings eine Schule. Schüler:innen einer Wiener Schule mussten an bis zu 16 Tagen sogar über 30 Grad aushalten. Die Auswirkungen dieser Temperaturen auf die Schüler:innen sind, wie oben bereits erwähnt, Konzentrationsschwäche, Kreislaufbeschwerden – und durch die erschwerte Temperaturregelung des Körpers kann es auch zu einem Hitzeschlag kommen. Die gemessene Höchsttemperatur im 2. Stock dieser Schule waren 40,4 Grad.
Grund für die hier gemessenen, extremen Temperaturen ist neben der schlechten Sanierung und der versiegelten Umgebungsfläche vor allem, dass in Schulen und Kindergärten Hitzemanagement in der Nacht nicht möglich ist, da die Fenster nicht offen bleiben können. Umso wichtiger ist es, Gebäude zu sanieren und Begrünung zu fördern.
Natürlich gibt es aber akute Möglichkeiten, sich selbst bestmöglich vor der Hitze zu schützen. Diese findest du in unserem Artikel zu 6 Tipps gegen Hitze.
Greenpeace nimmt aber vor allem die Politik in die Verantwortung, Hitze in Innenräumen als ernstes umwelt- und sozialpolitisches Problem anzuerkennen. Dieses Themas hat sich auch die langjährige Greenpeace Unterstützerin und „Soko Donau“-Star Lilian Klebow angenommen: "Als ich gesehen habe, dass das Greenpeace Hitze-Dashboard in einer Wiener Schule an 16 Tagen über 30 Grad im Unterricht zeigte, war ich echt schockiert. Würden Sie wollen, dass Ihr Kind acht Stunden lang in einem solchen Raum aushalten muss? Für mich ist das ein klarer Fall: Wir brauchen jetzt wirksame Maßnahmen gegen die steigenden Temperaturen und nachhaltigen Schutz vor der Hitze. Es ist höchste Zeit, ein starkes Zeichen zu setzen – für alle, die der Hitze schutzlos ausgeliefert sind. Unterschreiben Sie jetzt die Greenpeace-Petition gegen Hitzehöllen in Städten – für unsere Kinder in überhitzten Klassenräumen, die dringend besseren Schutz vor gefährlicher Hitze brauchen."