Erneuerbare Energien: Vorteile & Nachteile im Überblick
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Erneuerbare Energien: Vorteile & Nachteile im Überblick
Sind erneuerbare Energien unsere Superpower im Kampf gegen die Klimakrise? Wir haben uns Chancen und Herausforderungen ihres Einsatzes näher angesehen.
Claudia Dlapa
Chefredakteurin
Energie bestimmt unser Leben. Ob in Form von Strom für die Beleuchtung der Stadt, als Wärme zum Heizen unserer Wohnungen oder Benzin, um die Familienkutsche von A nach B zu bewegen: Wir verbrauchen sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt.
Um beispielsweise Strom zu erzeugen, können wir unterschiedlichste Energieträger nutzen. Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen erneuerbaren und fossilen Quellen. Auf welche der beiden wir in Zukunft setzen, wird das Leben auf der Erde nachhaltig bestimmen. Besonders im Kampf gegen die Klimakrise beweisen erneuerbare Energien ihre Schlagkraft.
Energien sind erneuerbar, wenn sie quasi unendlich vorhanden sind oder sich stets und auf natürliche Weise regenerieren. Beispiele für erneuerbare Energien sind Sonnen- und Windenergie, Wasserkraft und Erdwärme. Für ihre Produktion werden entweder nachwachsende Rohstoffe genutzt oder Prozesse, die von selbst in der Natur ablaufen.
Im Gegensatz zu erneuerbaren, sind fossile Energien nur begrenzt auf unserem Planeten vorhanden und nicht vom Menschen herstellbar. Unsere gesamten Vorräte an Kohle, Öl und Gas sind vor Millionen von Jahren gebildet worden. Heute sind sie bereits nahezu erschöpft. Ihre Nutzung ist zudem massiv klimaschädigend. Wollen wir die Klimakatastrophe einbremsen, müssen wir sofort vom Verbrennen der noch vorhandenen Vorräte an fossilen Energieträgern Abstand nehmen.
Um Energie auf Dauer nachhaltig und sicher bereitzustellen, ist es also notwendig, dass wir die Energiewende vorantreiben und fossile Energiequellen durch erneuerbare ersetzen. Das Gute daran: Die Umstellung bringt gleich eine ganze Reihe an Vorteilen mit sich. Die wichtigsten haben wir zusammengefasst:
Bei der Nutzung von Kohle, Erdöl und fossiles Gas werden große Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen ausgestoßen. Im Vergleich schneiden erneuerbare Energien in der Klimabilanz wesentlich besser ab. Ihre Gewinn verläuft nicht CO2-frei, ist jedoch um ein Vielfaches klimafreundlicher.
Fossile Energieträger sind derzeit für satte 70 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Durch die Umstellung auf Wasserkraft, Sonnenenergie und Co. bewegen wir also einen der größten Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.
Die Quellen für erneuerbare Energien, wie Sonne, Wind und Wasser, existieren auf der Erde im Überfluss. Langfristig können nur sie den Energiebedarf der Weltbevölkerung decken.
Fossile Energieträger sind hingegen nur begrenzt vorhanden. Die momentan noch existierenden Vorräte neigen sich bereits zu Ende. Um die Energieversorgung für zukünftige Generationen sicherzustellen, müssen wir also auf erneuerbare Energien umsteigen.
Um ihren Energiebedarf durch fossile Brennstoffe zu decken, sind einzelne Länder häufig auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Das führt zu heiklen Abhängigkeiten von einigen wenigen Rohstofflieferanten. Um die Menschen mit Energie zu versorgen, greift die EU zum Beispiel zu einem erheblichen Teil auf Importe aus Russland zurück.
Wie bereits erwähnt, sind erneuerbare Energien, im Gegensatz zu fossilen, in den meisten Ländern nahezu unerschöpflich vorhanden. Sie entsprechend zu nutzen, fördert auf lange Sicht also die Unabhängigkeit von immer teureren und unsicheren Importen.
Heimische Produzenten erneuerbarer Energien müssen ihre Einnahmen natürlich auch versteuern. Durch die regionale Produktion von Energie bleibt schlussendlich also auch die Wertschöpfung im Land. Durch die regionale Vergabe von Arbeitsplätzen wird zudem die Kaufkraft gestärkt und die Wirtschaft weiter angekurbelt.
Darüber hinaus führt die Zunahme an Energieproduzenten zu einem dynamischen Wettbewerb. Dieser wirkt sich langfristig positiv auf die Preisgestaltung aus.
Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien werden in Zukunft tausende neue regionale Arbeitsplätze geschaffen. Genauer gesagt rechnen Expert:innen allein in Österreich mit einem Zuwachs von100.000 so genannten Green Jobs bis zum Jahr 2030. Arbeitsplätze, die in derselben Zeit in fossilen Bereichen abgebaut werden, sind bei dieser Kalkulation bereits berücksichtigt.
Der begrenzte Zugang zu fossilen Brennstoffen wirkt immer wieder als Auslöser für Konflikte. Lokale Energieversorgung durch erneuerbare Energieträger stärkt die Unabhängigkeit einzelner Länder von Importen und fördert so Stabilität und Sicherheit.
Der Umbau des Energiesystems von fossilen Energieträgern auf erneuerbare ist natürlich mit Kosten verbunden. Erneuerbare Energien mussten allerdings oft mit einem unfairen Startnachteil kämpfen, da fossile Energien noch viele Jahre stark gefördert und subventioniert wurden. Doch der Spieß dreht sich derzeit um. Kleine Anlagen für den Eigenverbrauch profitieren mittlerweile von staatlichen Fördermitteln, die erneuerbare Energiegewinnung gegenüber fossiler konkurrenzfähig machen.
Die Errichtung von Anlagen für die Gewinnung erneuerbarer Energie geht häufig mit starken Eingriffen in die Natur einher. Wasserkraftwerke können beispielsweise die Lebensräume von Fischen und Wasserpflanzen bedrohen. Großprojekte mit massiven Auswirkungen auf regionale Ökosysteme werden zurecht kritisiert.
In Österreich ist beispielsweise der Ausbau der Wasserkraft schon sehr weit fortgeschritten. Ohne in seltene Naturräume einzugreifen ist kaum noch eine Ausweitung möglich. Sonne und Wind bieten hingegen noch viel Potenzial und Ausbaumöglichkeiten, die unbedingt genutzt werden müssen.
Die Verfügbarkeit mancher erneuerbarer Energien ist im Tages- und Jahresverlauf starken Schwankungen unterworfen. Wenn keine Sonne scheint, ist keine Solarenergie verfügbar. Weht kein Wind, wird logischerweise keine Windkraft generiert. Ungünstige Wetterbedingungen könnten mitunter also zu Engpässen in der Versorgung mit Energie führen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei jedoch um ein Speicherproblem. Technische Innovationen halten praktikable und bezahlbare Lösungen für die Zukunft parat.
Einen Lösungsansatz bietet beispielsweise die Wasserkraft. Pumpspeicherkraftwerke können Energie nämlich nicht zur erzeugen, sie können überschüssige Energie aus dem Netz auch heute schon speichern.
Auf Dauer können wir dieVersorgungssicherheit durch erneuerbare Energien sogar steigern, da die regionale Gewinnung zur Unabhängigkeit von Importen führt. Durch die Diversität der potenziellen Energiequellen kann der Ausfall einer Quelle zudem durch eine andere kompensiert werden.
Die Energiewende zählt zu den größten Herausforderungen, die wir für eine sichere Zukunft meistern müssen. Die dafür notwendigen Anpassungen werden wir nicht ohne Mühe stemmen können. Doch temporäre Nachteile in Kauf zu nehmen, macht sich langfristig doppelt und dreifach bezahlt.
Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 die vollständige Klimaneutralität zu erreichen. Das bedeutet, dass bis dahin der gesamte Energieverbrauch des Landes durch erneuerbare Energien gedeckt werden soll. Derzeit beträgt der Anteil etwa 36 Prozent.
Der günstigen Topographie Österreichs verdanken wir, dass bereits 85 Prozent der hier erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. Besonders Wasserkraft und Biogene Energien werden hierzulande schon heute sehr effizient genutzt.
Insgesamt wird allerdings nur ein Drittel der in Österreich verbrauchten Energie überhaupt im Inland produziert. Da wir zwei Drittel unseres Bedarfs über Importe decken, fällt der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch deutlich geringer aus. Primär werden nämlich Öl und fossiles Erdgas aus dem Ausland eingeführt.
In Bezug auf die Stromversorgung sind die Ziele Österreichs ehrgeizig. Der Großteil des im Inland erzeugten Stroms stammt derzeit aus Wasserkraft. Auch Windenergie spielt in Bezug auf die Stromerzeugung eine immer wichtigere Rolle. Bereits bis zum Jahr 2030 sollen 100 Prozent des in Österreich verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien generiert werden.