Ob zum Spazieren, Sporteln, Beeren sammeln oder Schwammerl suchen – die Österreicher:innen lieben es, durch die heimischen Wälder zu streifen. Jede:r Vierte besucht den Wald sogar mehrmals wöchentlich, jede:r Dritte stattet ihm zumindest mehrere Male im Monat einen Besuch ab. Wie es aussieht, können wir gar nicht genug vom Wald bekommen: 93 Prozent der Österreicher:innen sehnen sich danach, die heimischen Wälder noch häufiger als bisher für ihre Freizeitaktivitäten zu nutzen, wie eine Umfrage im Auftrag der Österreichischen Bundesforste ergeben hat.
Natürlich hat der österreichische Wald, neben seiner Funktion als Ort der Erholung, noch viele andere wichtige Qualitäten, wie wir weiter unten klären werden. Zunächst möchten wir uns jedoch der Frage widmen, wie viel Wald uns in Österreich für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten überhaupt zur Verfügung steht.
Österreich könnte man als Land der Wälder bezeichnen: Fast die Hälfte des Staatsgebietes, nämlich rund vier Millionen Hektar (40.000 Quadratkilometer), sind mit Wald bedeckt (BFW). Auf jede:n Österreicher:in kommen etwa 0,5 Hektar Waldfläche. Der größte zusammenhängende Wald Österreichs liegt im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich. Er erstreckt sich über 16.700 Hektar (167 Quadratkilometer).
Anders, als man nun erwarten würde, zählt Oberösterreich anteilsmäßig dennoch nicht zu den waldreichsten Bundesländern. Die Nase vorn haben hier die Steiermark und Kärnten mit über 60 Prozent Waldfläche. Wenig überraschend landet das Bundesland Wien im Ranking auf dem letzten Platz. Etwa 23 Prozent des Ballungsraums sind bewaldet – für eine fast zwei Millionen Einwohner:innen starke Großstadt dennoch ein beachtlicher Anteil.
Fun Fact: Alle 3,4 Milliarden Bäume Österreichs hätten übereinander gestellt eine Länge von 50 Millionen Kilometer – das entspricht der 130-fachen Strecke von der Erde bis zum Mond! (Quelle: Wald in Österreich)
Wald wird in Österreich vor allem wirtschaftlich genutzt. Darüber hinaus ist er uns aber auch auf viele andere Arten und Weisen nützlich. So schützt uns der heimische Wald vor Umwelteinflüssen, er dient uns als Erholungsgebiet und bietet zahlreichen Tieren und Pflanzen ein Zuhause. Sehen wir uns die unterschiedlichen Funktionen des Waldes ein wenig genauer an:
In Österreich ist Wald ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, vor allem Holz gilt als wichtiger Rohstoff. Aus den Wäldern gewonnene Holz- und Papierwaren werden nicht nur für unsere eigenen Zwecke hergestellt, die Produkte werden von Österreich aus auch in viele andere Länder der Welt exportiert.
Wälder sind gut fürs Klima, sie speichern klimaschädliches CO2 und sorgen regional für gute Luft und sauberes Wasser. Zudem bieten naturnahe Wälder zahlreichen Tier- und Pflanzenarten optimale Lebensbedingungen. Generell sind 80 Prozent aller auf dem Land lebenden Tiere in Wäldern beheimatet – ein beeindruckender Anteil, oder?
Wälder bieten natürlichen Schutz vor einer Vielzahl für uns Menschen bedrohlicher Umweltereignisse, wie Lawinen, Murenabgänge, Überschwemmungen, Hangrutsche oder Steinschläge. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Wälder intakt halten. Gesunde Schutzwälder ersparen uns teure technische Maßnahmen, die wir an ihrer Stelle errichten müssten.
Besonders im Sommer ziehen die kühlen Schatten der Bäume zahlreiche Spazier- und Sportbegeisterte in den Wald. Zurecht! Frische Luft, Ruhe und Bewegung machen glücklich, entspannen und wirken allgemein positiv auf unser Wohlbefinden.
Tatsächlich sind nur 18 Prozent der österreichischen Wälder in öffentlicher Hand, gehören also quasi uns allen. Der weitaus größere Teil, nämlich 82 Prozent, befindet sich in Privatbesitz. Im Burgenland ist der private Anteil mit 98 Prozent besonders hoch. In Wien ist er mit 16 Prozent vergleichsweise niedrig. Im Ländervergleich weist lediglich Portugal innerhalb der EU einen noch höheren Anteil privater Wälder auf (BFW).
Die aktuellen Eigentumsverhältnisse in Österreich hängen stark mit dem Ende der Monarchie und der Schaffung der Ersten Republik zusammen. Anders als in ehemaligen Kronländern, wie zum Beispiel Tschechien, wo sämtliche Adelige nach dem Ersten Weltkrieg enteignet wurden und sich nun rund 78 Prozent der Waldfläche in Staatsbesitz befindet, gingen in Österreich “nur” die Wälder der Habsburger an den Staat über. Ein großer Teil des Waldes befindet sich also auch heute noch im Besitz großer Adelsfamilien, wie Mayr-Melnhof, Esterházy und Liechtenstein. Darüber hinaus zählen auch kirchliche Einrichtungen zu den österreichischen Großwaldbesitzern. Über größere Waldflächen verfügen beispielsweise Stift Admont, Zisterzienserstift Lilienfeld, Bistum Gurk und Stift Klosterneuburg.
Doch was bedeuten diese Eigentumsverhältnisse für die Besucher:innen des Waldes? Machen wir uns strafbar, wenn wir in Österreich durch private Wälder spazieren?
Obwohl sich der österreichische Wald zum größten Teil in Privatbesitz befindet, ist er – zum Zweck der Erholung – für jede und jeden öffentlich zugänglich. So steht es im im Forstgesetz von 1975 festgeschrieben. Allerdings gibt es einige Ausnahmen. Zum Beispiel sind manche Aktivitäten im Wald nicht ohne Zustimmung der Besitzerin oder des Besitzers erlaubt. Dazu gehören das Zelten, das Befahren des Waldes (z.B. mit Auto oder Fahrrad) sowie das Reiten durch den Wald.
In der Regel sind Zonen, in denen diese Tätigkeiten möglich sind, entsprechend ausgeschildert. Falls du dir nicht sicher bist, ob etwas erlaubt oder verboten ist, solltest du dich vorab erkundigen, zum Beispiel beim Tourismusverband oder der jeweiligen Landesregierung. Bei Missachtung bestehender Verbote drohen zum Teil satte Strafen.
Auf bestimmte Flächen ist das Betreten des Waldes generell untersagt. Dazu zählen:
Waldflächen mit Betretungsverbot (z.B. weil eine Brandgefährdung vorliegt),
Waldflächen mit forstbetrieblichen Einrichtungen,
Waldflächen, die wieder oder neu bewaldet werden und deren Bäume noch nicht höher als drei Meter gewachsen sind
sowie Waldflächen, die aus bestimmten Gründen von der Besitzerin oder dem Besitzer gesperrt wurden (z.B. aufgrund von Bauarbeiten).
Selbstverständlich sollte man sich beim Spazieren im Wald immer achtsam verhalten. Man sollte aufpassen, keine Bäume und Sträucher zu beschädigen und generell nicht durch dicht bewachsene Vegetation streifen. Im Dickicht könnten sich etwa Tiere verstecken, die dabei unnötig aufgescheucht werden.
Falls du das Glück hast, einen tierischen Waldbewohner zu erspähen – Gratulation! Doch achte darauf, Abstand zu halten. Auf keinen Fall sollte man Tiere im Wald streicheln. Jungtiere werden von ihren Eltern häufig zurückgewiesen, wenn sie an ihnen den Geruch von Menschen wahrnehmen. Abgesehen davon, können Tiere, wenn sie sich bedrängt fühlen, auch bedrohliches Abwehrverhalten zeigen und dich im schlimmsten Fall sogar attackieren.
Weiters solltest du auf keinen Fall Müll im Wald zurücklassen. Am besten du steckst dir ein Mistsackerl in den Rucksack, in das du deine Abfälle bis zu einem entsprechenden Mistkübel transportieren kannst. Zudem solltest du laute Geräusche vermeiden, um die Tiere des Waldes nicht zu stören.
Beachtest du diese Regeln, steht dem Ausflug in den nahegelegenen Wald nichts mehr im Wege. Im Gegenteil, du solltest die Wälder sogar so oft besuchen, wie es geht. Ein Waldspaziergang baut nachweislich Stress ab, wirkt positiv auf die Abwehrkräfte des Körpers und bringt den Stoffwechsel in Schwung. Also ab in den Wald und lass es dir dort gut gehen!