In Brasilien wüten immer mehr und immer intensivere Brände. Menschen flüchten, Tiere sterben im Feuer. Die Folgen der Brände gefährden auch uns.
Claudia Dlapa
Chefredakteurin
Im Amazonasgebiet toben die schwersten Feuer seit fast 20 Jahren. Von Jänner bis August 2024 wurden insgesamt 63.189 Brände gezählt – die höchste Zahl seit 2005. 38.266 Feuer wurden allein im August dokumentiert – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 120 %.
Auch im Pantanal, dem größten tropischen Feuchtgebiet der Erde, loderte im August ein gigantisches Flammenmeer – 4.411 Brände fraßen sich laut dem Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE) gnadenlos durch das UNESCO-Weltnaturerbe. Im Vorjahr waren es noch 110. Auch die artenreichste Savanne der Welt, der Cerrado, musste mit 171 % mehr Bränden kämpfen.
Der explosive Anstieg der Feuer ist besorgniserregend. Giftige Rauchschwaden ziehen über Brasilien und gefährden die Gesundheit der Menschen, während zahlreiche Tiere ums Überleben kämpfen. Neben der akuten Gefahr drohen auch globale Folgen: Geht es der Natur in Brasilien schlecht, leidet die ganze Welt.
Von Juni bis Oktober ist in Brasilien Waldbrandsaison. Jährlich vernichten dann meist illegal gelegte Brände tausende Hektar des artenreichen Amazonas-Regenwaldes. Häufig wird gezielt unberührter Wald in Brand gesteckt, um Platz für Bergwerke, Viehweiden und Futtermittel-Plantagen mit Soja für die Tiere der Fleischproduktion in Europa zu schaffen.
Das Waldgebiet ist für so gut wie immer verloren: Auf den intensiv bewirtschafteten Flächen ist eine Regeneration des Waldes kaum mehr möglich. Bis eine vergleichbare Waldstruktur und Artenvielfalt entsteht, kann es Jahrhunderte dauern.
Es ist nicht nur das Zuhause einzigartiger Tiere wie Jaguare, Brüllaffen, Ameisenbären und Flachlandtapire, das durch die Brände unkontrolliert in Flammen aufgeht. Mit jedem Baum, der im Amazonas-Regenwald zu Asche zerfällt, wird unser wichtigster Verbündeter gegen die Klimakrise geschwächt. Das klimaschädliche CO2, das er zu unserem Schutz fest in seinen Urwaldbäumen hält, wird beim Verbrennen freigesetzt und strömt in die Atmosphäre. Der größte Regenwald der Welt – unser Schutzschild gegen die Klimakrise – wird nach und nach zum Klimakiller.
Rund 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes sind durch die Brände der vergangenen Dekaden bereits zerstört. Forschende rechnen damit, dass bei 25 Prozent ein Kipppunktdroht: Große Teile des Regenwaldes sind dann nicht mehr zu retten, sie würden für immer zu ödem Steppenland vertrocknen. Tiere, die perfekt an die Bedingungen des tropischen Regenwaldes angepasst sind, haben keine Chance zu überleben.
Motor der Zerstörung des Waldes durch die oft illegal gelegten Brände ist die Aussicht auf maximalen Profit. Für ihn schrecken Konzerne nicht zurück, die Zukunft unseres Planeten aufs Spiel zu setzen, einzigartige Tiere auszulöschen und indigene Gruppen, die den Wald seit Jahrtausenden hüten, aus ihrem Zuhause zu vertreiben.
Sogar die aktuell größte Bedrohung der Menschheit, die Klimakrise, nützen die Verantwortlichen zu ihrem Vorteil: Derzeit kämpft Brasilien mit der schwersten Dürre seit Beginn der Messungen im Jahr 1950. Immer mehr und immer längere Trockenperioden verwandeln die Vegetation in Zunder – in rasendem Tempo fressen sich die Flammen durch das lebendige Tropenparadies und verwandeln es in einen Friedhof verkohlter Baumleichen.
Die Urheber der illegalen Brände kommen meist ungestraft davon. Massive Mängel bei den Behörden führen dazu, dass sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Greenpeace kritisiert die fehlenden Strafen aufs Schärfste.
„Die Brände, die das Land verschlingen und unsere Gesundheit gefährden, werden durch menschliches Handeln ausgelöst. Im Zusammenhang mit extremen Wetterereignissen wird die Brandrodung zu einer billigen Strategie, die unsere Natur zerstört und immer noch ungestraft bleibt. Die Verantwortlichen müssen identifiziert und angemessen bestraft werden“, fordert Thaís Bannwart, Sprecher von Greenpeace Brasilien.
Wir fordern, dass die brasilianische Regierung präventive Maßnahmen und polizeiliche Ermittlungen im Zusammenhang mit den Bränden verstärkt und dass all jene, die sich strafbar machen, endlich zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem darf es nicht sein, dass Landbesitzer, die für illegale Brände verantwortlich sind, von Banken immer noch Kredite und damit finanzielle Unterstützung für die Zerstörung der Natur erhalten. Der Geldhahn muss sofort zugedreht werden!
Nur mit einem gesunden Amazonas-Regenwald an unserer Seite schaffen wir es, dass unser wunderbarer Planet ein lebenswertes Zuhause für alle Menschen und Tiere bleibt. Die Heimat von Brüllaffen, Ozeloten und Ameisenbären darf nicht für Viehweiden und Soja-Plantagen abgefackelt werden. Noch haben wir die Chance, den wertvollen Wald und die Natur Brasiliens zu retten!
Der Amazonas-Regenwald ist das größte tropische Waldgebiet der Welt. Er beheimatet über 40.000 Pflanzenarten und unzählige Tierarten, darunter Jaguare, Faultiere und farbenprächtige Papageien. Wissenschaftler:innen schätzen, dass etwa 10 % der weltweiten Artenvielfalt hier zu finden sind.
Der Regenwald spielt eine entscheidende Rolle für das globale Klima, da er große Mengen CO₂ speichert und Sauerstoff produziert. Jährlich bindet der Amazonas 380 Millionen Tonnen CO₂, das sind etwa 5 % der weltweiten Emissionen.
Das größte tropische Binnenland-Feuchtgebiet der Welt liegt größtenteils in Brasilien und ist etwa halb so groß wie Deutschland. Es beherbergt mehr als 4.700 Tier- und Pflanzenarten, darunter etwa das größte Nagetier der Welt – das bis zu 70 Kilo schwere Wasserschwein, auch Capybara genannt. Der Großteil des Pantanals steht während der Regenzeit unter Wasser, was es zu einem riesigen Lebensraum für Wassertiere macht. Außerdem ist das Gebiet ein wichtiger natürlicher CO2-Speicher.
Der Schutz des Pantanals ist entscheidend, um einzigartige Tiere vor dem Aussterben zu retten und die Klimakrise abzubremsen.
Die Feuchtsavanne in Brasilien bedeckt zwei Millionen Quadratmeter und ist damit in etwa so groß wie Mexiko. Ihre Artenvielfalt ist unglaublich: Über 10.000 Pflanzenarten sind im Cerrado zu finden, wovon etwa die Hälfte ausschließlich in dieser Region vorkommt. Er beheimatet zudem mehr als 850 Vogelarten und viele seltene Säugetiere wie den Mähnenwolf. Er ist ein riesiger Wasserspeicher und speist wichtige Flüsse in Südamerika. Außerdem bindet er große Mengen CO2 und hilft so, das Klima zu stabilisieren.
Der Cerrado ist stark bedroht: Etwa 50 % seiner Fläche wurden bereits in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Sein Schutz ist deshalb dringend notwendig, um die Artenvielfalt und die Wasserversorgung Brasiliens zu sichern.
Die Naturräume Brasiliens bieten wunderbaren Tieren ein Zuhause und bewahren unser Klima vor starker Erhitzung.Bitte unterzeichne unsere Petition, um den Amazonas-Regenwald und seine Tiere zu schützen! Noch ist es nicht zu spät. Wenn wir jetzt zusammenhalten, haben wir die Chance, den wertvollen Wald zu retten.