Nach außen gibt sich der Versandriese Amazon gerne nachhaltig und verantwortungsbewusst. Doch unsere Recherchen zeichnen ein anderes Bild.
Duftet es im Wald nicht nur nach feuchter Baumrinde und frischem Moos, sondern stinkt es nach modrigem Umweltskandal, stecken wir unsere Nase besonders gerne hinein. Für unsere jüngste Recherche haben wir GPS-Tracker an Urwaldbäumen im Norden Europas angebracht. Mit ihnen konnten wir ans Licht bringen, dass kostbare Bäume aus den alten Wäldern abgeholzt und in Zellstofffabriken transportiert werden. In den Fabriken werden sie schließlich zu Einwegkartons verarbeitet!
Für kurzlebige Wegwerfkartons werden über hundert Jahre alte Urwaldbäume im Norden Europas gerodet. Tiere verlieren für immer ihr Zuhause – und wir einen unserer stärksten Schutzschilde gegen die Klimakrise.
Neben HelloFresh, Zalando und anderen haben wir auch den Versandriesen Amazon als einen der Abnehmer der Kartons entlarvt. Der Konzern bezeichnet sich selbst als nachhaltig, betreibt in Wahrheit aber Greenwashing auf Kosten der Natur. Viele Praktiken des Unternehmens lassen Zweifel aufkommen, dass Amazon sein Bestreben, nachhaltig mit den Ressourcen unseres Planeten umzugehen, ernst meint.
So setzt Amazon in Sachen Verpackung angeblich auf Recycling und Maschinelles Lernen, damit Versandmaterialien eingespart werden. Allerdings findet sich kein Hinweis auf die Quellen der Pappkartons. Ohne eine verantwortungsvolle Lieferkette haben die zum Teil jahrhundertealten Wälder keine Chance zu überleben. Es muss transparent und somit kontrollierbar sein, dass Zulieferer nicht in Europas Urwäldern wüten.
Auch das „Climate Pledge Friendly“-Label von Amazonwirft Fragen auf. Das Siegel soll Produkte kennzeichnen, die in Sachen Nachhaltigkeit in „mindestens einer Hinsicht“ verbessert wurden. Doch was genau verbessert wurde, bleibt unklar.
Die Produkte müssen außerdem eine Zertifizierung vorweisen. Doch viele der verwendeten Zertifizierungen stehen in der Kritik, ein geringes Anspruchsniveau zu haben oder industrienah zu sein. So sind für Amazon etwa auch die umstrittenen Siegel der Rainforest Alliance (Bananen, Kaffee etc.) und das Gütezeichen FSC (Holz) zulässig.
Amazons „Climate Pledge Friendly“-Initiative vermittelt Nachhaltigkeit, wirklich vertrauenswürdig ist das kleine grüne Blatt aber nicht.
Eine Greenpeace-Recherche aus dem Jahr 2021 hat zudem aufgedeckt, dass Amazon große Mengen an originalverpackten T-Shirts, Krawatten, Kuscheltieren, Büchern und fabrikneuen Elektroartikeln in sogenannten „Destroy-Stationen“ zerstören lässt. Jede Woche landete mindestens eine Lkw-Ladung nicht verkaufter Artikel im Müll. Ein Jahr nach dem Skandal haben wir ein weiteres Mal nachgeprüft. Amazon hatte lediglich die Beschilderung der Stationen geändert: von „Destroy“ („Zerstören“) zu „Remove“ („Entfernen“).
In Zeiten, in denen unsere Umwelt schon am Limit ist, heizt die Zerstörung von Neuwaren die Klimakrise zusätzlich an. Schließlich werden tausende Produkte hergestellt und transportiert, um ungenutzt in der Schrottpresse zu landen. Eine sinnlose Verschwendung, die sofort gestoppt werden muss. Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.
Greenpeace setzt sich dafür ein, dass strenge Gesetze die grünen Lügen der Konzerne stoppen und Unternehmen wie Amazon zu echten Nachhaltigkeitsmaßnahmen verpflichtet werden. Nur so schaffen wir es, die Klimakrise zu bremsen, wertvolle Wälder zu schützen und bedrohte Tiere vor dem Aussterben zu bewahren. Falsche Versprechen, die uns zum Shoppen mit gutem Gewissen verführen, gehören sofort verboten.
Bis es so weit ist, werden wir Amazon und Co. nicht aus den Augen lassen und weitere Umweltskandale an die Öffentlichkeit bringen. Danke, dass du uns mit deiner Spende den Rücken stärkst! Mit deiner Hilfe setzen wir dem dreisten Greenwashing der Konzerne ein Ende.