Beim morgendlichen Coffee to go, bei der Essensbestellung zu Mittag oder beim Einkauf im Supermarkt: Einweg-Plastik ist unser ständiger Begleiter und verpackungsfreies Shopping alles andere als einfach.
Magdalena Ott
Gast-Autorin
Wir haben ein Plastikproblem: Pro Kopf werden in Österreich jährlich 130 Kilogramm Kunststoff produziert – das ist so viel wie ein Elefantenbaby wenige Tage nach der Geburt wiegt. Österreich produziert damit mehr Plastik als der EU-Durchschnitt – Tendenz steigend. Während einige dieser Kunststoffe zu langlebigen Produkten verarbeitet werden, landen 34 der 130 Kilogramm bereits nach kurzem Gebrauch als Plastikmüll in der Tonne oder im gelben Sack. Zwei Drittel aller Kunststoffverpackungen werden energetisch verwertet, also in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Nur ein Drittel wird recycelt.
Neben der geringen Recyclingrate haben wir noch ein weiteres großes Problem: Der Plastikmüll landet im Meer. Vor allem Einweg-Plastikflaschen, Einweg-Sackerl, Plastikfolien und zurückgelassene Fischernetze verschmutzen die Meere, treiben jahrelang auf hoher See und sind dabei eine echte Gefahr: Tiere können die Plastikteile mit Nahrung verwechseln und an ihnen ersticken oder sich durch die scharfen Kanten schwere Verletzungen zuführen. Etwa 100.000 Meerestiere sterben daran jedes Jahr.
Wie viele Kilo Plastik im Meer schwimmen, kann nicht genau bestimmt werden, jedoch geht man bei Schätzungen davon aus, dass sich zwischen 100 und 142 Millionen Tonnen Müll in den Meeren befinden – und jedes Jahr kommen 10 Millionen Tonnen dazu. Doch wie kommt das Plastik ins Meer? Ein Teil davon gelangt über Flüsse in den Ozean. So schwemmt alleine die Donau laut einer Studie des Umweltbundesamtes täglich 25 bis 145 Kilogramm an Plastikteilen aus Österreich ins Schwarze Meer. Aber auch durch die illegale Entsorgung auf dem offenen Meer landet tonnenweise Müll im Ozean. Ein weiterer großer Teil kommt durch die Fischerei ins Meer – Netze, Schnüre, Käfige und andere Utensilien, die zurückgelassen werden, sind für Tiere für Jahrzehnte eine Gefahr.
So viel zu den erschreckenden Zahlen, doch was können wir dagegen tun?
Nicht immer sind Produkte in Plastik verpackt. Auch alternative Materialien, wie Glas, Papier, Aluminium und Biokunststoff kommen zum Einsatz. Das Problem: Werden sie als Einwegverpackungen genutzt, haben auch sie einen hohen ökologischen Fußabdruck. Produkte in Einwegverpackungen sollte man also generell so gut es geht vermeiden. Dass das aber gar nicht so einfach ist, hat der Greenpeace Marktcheck zum unverpackt Einkaufen im Supermarkt gezeigt. Dabei haben sich die Tester:innen insgesamt 35 Produktgruppen, darunter Käse, Schinken, Brot, Bier und Müsli, angesehen und verschiedene Supermärkte auf ihr Angebot an unverpackten Lebensmitteln überprüft.
Während bei den Diskontern Hofer, Lidl und Penny lediglich ein kleiner Teil der Produkte unverpackt oder in Mehrwegverpackungen erhältlich sind, ist das Angebot bei den Supermärkten Spar, Billa und MPreis zumindest etwas umfassender. Laut den Betreibern ist es in jeder Filiale möglich, seine eigenen Behälter mitzubringen und diese an der Käse- und Wursttheke befüllen zu lassen.
Sehr rar sind hingegen noch die Abfüllstationen für Trockenartikel wie Nudeln, Reis und Nüsse. Lediglich einige Interspar- und Spar-Märkte bieten den Service in ganz Österreich an. Kund:innen der Tiroler Supermarktkette MPreis haben in einigen Filialen die Möglichkeit, Wasch- und Reinigungsmittel in wiederverwendbare Behälter zu füllen.
Insgesamt ist das Ergebnis aber ernüchternd: Verpackungsfreies Einkaufen im Supermarkt wird Konsument:innen oft schwer gemacht.
Am einfachsten ist das verpackungsfreie Einkaufen deshalb im Unverpacktladen. Dort können alle Lebensmittel in die mitgebrachten Behälter gefüllt und so völlig müllfrei nachhause transportiert werden.
Ein weiterer positiver Effekt: Viele Unverpacktläden setzen bei ihren Produkten auf Bioqualität. Das bedeutet aber auch, dass die Lebensmittel oft etwas teurer sind, das Einkaufen im verpackungsfreien Supermarkt ist also nicht für jedermensch eine Alternative.
Aber auch für den kleinen Geldbeutel gibt es Möglichkeiten, Verpackungen zu vermeiden: Auf dem Wochenmarkt bekommst du häufig regionales Obst, Gemüse, Fleisch und Käse ganz ohne Verpackung und zu günstigen Preisen.
Auch im Supermarkt kannst du trotz des geringen Angebots an verpackungsfreien Produkten Plastik sparen. Du kannst zum Beispiel deine eigenen Obst- und Gemüsenetzemitbringen, eine wiederverwendbare Einkaufstaschenutzen und bei Getränken und Joghurt auf Mehrweg-Pfandgläser setzen. Das Brot aus der Backstation transportierst du in deiner Stofftasche, für Käse und Wurst bringst du deine eigene Tupperbox mit und statt Wasser in Plastikflaschen zu kaufen, trinkst du einfach Leitungswasser. Klingt einfach? Ist es auch! Beim Thema Plastik gilt aber immer: Weniger ist Meer.
Doch wie der Marktcheck zeigt, sind vor allem die Händler in der Pflicht ihr Angebot zu ändern, unnötige Verpackungen zu reduzieren und jetzt auf Mehrweg-oder Unverpackt-Systeme umzustellen. Es ist notwendig, dass die Konsumgüterkonzerne ihren Verpackungs-Fußabdruck, einschließlich des CO₂-Fußabdrucks ihrer Verpackungen, transparent offenlegen und reduzieren. Die Bundesregierung muss den Umstieg auf Mehrwegverpackungen in allen Bereichen fördern.