Vitamin-Vielfalt in Österreichs Wiesen und Wäldern
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Vitamin-Vielfalt in Österreichs Wiesen und Wäldern

Gerade in der kalten Jahreszeit verlangt unser Körper nach einer Extraportion an Vitaminen und Nährstoffen und tatsächlich finden wir diese in Österreich oft an jeder Ecke: wild wachsende Superfoods.

Österreichische Superfoods leben im Herbst noch einmal richtig auf. Man mag zwar meinen, dass heimische Pflanzen langsam die Köpfe einziehen, sich für den Winter bereit machen und ihre Nährstoff- und Vitamin-Vielfalt mit dem Sommer zurücklassen, doch der Schein trügt. Tatsächlich finden wir von ihren Wurzeln bis in die Baumwipfel genau das, was unsere Körper zu dieser Jahreszeit brauchen. 

Unter der Erde: Die Löwenzahn-Wurzel

Unter der Erde verbirgt sich ein Superfood, dessen medizinische Nutzung bis ins alte China nachweisbar ist. Die Wurzel des Löwenzahns birgt eine Reihe wertvoller Eigenschaften und kann unterstützend für Magen und Leber wirken. 

Die Wurzel enthält neben Vitaminen und Mineralstoffen den präbiotischen Ballaststoff Inulin und den Bitterstoff Taraxacin. Inulin und Taraxacin können sich positiv auf Verdauung, Darmflora und das allgemeine Wohlbefinden des Magen-Darm-Trakts auswirken. Und auch die Gesundheit der Leber kann von der Löwenzahn-Wurzel profitieren, da Taraxacin die Leber sanft aktiviert und beim Entgiften unterstützen kann.

Die Löwenzahn-Wurzel kann im Herbst und im Frühling geerntet werden. Der Inulin-Gehalt ist im Herbst besonders hoch, im Frühling vor der Blütezeit findet sich viel Taraxin in der Wurzel. Und wie die Erntezeit ist auch der Einsatz in der Küche sehr flexibel. So macht sich die rohe Wurzel gut in Smoothies oder Salaten, kann als Wurzelgemüse in Suppen verkocht oder angebraten als nussige Beilage serviert werden. Im Ofen oder Dörrgerät getrocknet kann die Wurzel entweder als Tee oder dann, wie Kaffeepulver weiterverarbeitet, als Löwenzahnkaffee getrunken werden.

In der Wiese: Der Brennnessel-Samen

Oft übersehen und als Unkraut abgetan, tragen Brennnesseln im Herbst ein ganz besonderes Superfood mit sich: ihre Samen. 

Die Samen der Brennnessel enthalten einen hohen Proteingehalt, zahlreiche Ballaststoffe sowie Vitamine der B-Gruppe, C, E und K, Calcium und Zink. So sind sie, wenn auch noch so klein, große Nährstofflieferanten. 

Die Brennnesselsamen können sowohl grün als auch braun geerntet werden. Um zu vermeiden, dass sie zu Hause zu schimmeln beginnen, sollten sie bestenfalls an einem sonnigen Tag geerntet und dann getrocknet werden. Beim Trocknen verlieren die Samen die Nesselhärchen, die ansonsten ein unangenehmes Brennen im Rachen verursachen könnten. Nun können sie, ähnlich wie Sesam oder Nüsse, weiterverarbeitet werden, etwa in Smoothies, im Müsli und Salat, auf Brot, aber auch als Zutat im Brotteig. Grob gemahlen, können die Samen auch als Tee mit heißem Wasser übergossen werden.

An den Zweigen: Die Weißdorn-Beere

Sie leuchten zwar tiefrot, dennoch laufen wir oft einfach an einem der wertvollsten Superfoods für Herz und Kreislauf vorbei – an den Früchten des Weißdorns. Seit Jahrhunderten gilt der Weißdorn als Herzpflanze und tatsächlich steckt in seinen Beeren, Blättern und Blüten eine Fülle an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen.

Die roten Beeren enthalten Flavonoide, oligomere Procyanidine, Gerbstoffe und Vitamin C – eine Kombination, die die normale Funktion des Herz-Kreislauf-Systems unterstützen kann. Weißdorn wurde schon in der Antike als Herzpflanze beschrieben und wird auch seither in der Pflanzenheilkunde eingesetzt, um die Durchblutung zu verbessern, die Herzleistung zu stärken und bei leichten Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche zu unterstützen. 

Geerntet werden die Beeren von September bis November, wenn sie kräftig rot gefärbt und weich, aber noch nicht zu matschig sind. Roh schmecken sie leicht mehlig und herb, weshalb sie meist weiterverarbeitet werden. Getrocknet ergeben sie einen mild-fruchtigen Tee, der sich hervorragend mit Apfelstücken oder Hagebutte kombinieren lässt. Und auch als Mus, Sirup, Likör oder Gelee lässt sich die Beere des Weißdorns toll verarbeiten.

Am Strauch: Die Hagebutte

Die Hagebutte enthält enorme Mengen an Vitamin C, außerdem Beta-Carotin, Vitamin E, Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Eisen sowie sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Gerbstoffe. Diese Kombination kann antioxidativ wirken, das Immunsystem stärken und Entzündungen im Körper entgegenwirken. In der Volksheilkunde wird die Hagebutte seit Jahrhunderten zur Stärkung, bei Erkältungen oder Gelenkbeschwerden verwendet.

Die roten Beeren ähneln den Weißdorn-Beeren, doch Hagebutten sind meist größer und länglicher.

Gesammelt wird die Hagebutte im Spätherbst, meist nach dem ersten Frost, wenn sie weicher und süßer wird. Wichtig ist dabei, die feinen Härchen im Inneren zu entfernen, da diese Haut und Schleimhäute reizen können. Die Früchte lassen sich frisch zu Mus, Marmelade, Sirup oder Gelee verarbeiten oder getrocknet für Tee und Smoothies nutzen. Besonders fein ist Hagebuttenpulver, das schonend getrocknet und vermahlen wird – es enthält einen hohen Vitamin-C-Gehalt und eignet sich ideal als tägliche Ergänzung im Müsli oder Joghurt.

In den Bäumen: Die Fichtennadel

Rund um die Weihnachtszeit bekommen Nadelbäume ja besonders viel Aufmerksamkeit. Dabei war die Fichte schon lange vor ihrem Einzug als Weihnachtsbaum in den Häusern zu finden – nämlich als Nährstoffträger. Ihre positive Wirkung wurde bereits im Mittelalter beschrieben. Fichtennadeln enthalten ätherische Öle, Harzstoffe, Gerbstoffe und Vitamin C. In der Pflanzenheilkunde wird Fichte daher häufig bei Husten, Erkältung und Muskelverspannungen verwendet. 

Geerntet werden die Nadeln idealerweise im Spätherbst, wenn sie kräftig, aber noch nicht zu harzig sind. Für die Küche eignen sich fein gehackte, junge Nadeln, die Speisen ein frisches, harziges Aroma verleihen – etwa in Salz, Honig oder Sirup eingelegt. Getrocknete Nadeln können als Tee aufgegossen oder als würzige Zutat in Kräutermischungen verwendet werden. Auch ein hausgemachter Fichtennadelsirup, der durch Einlegen der Nadeln in Honig oder Zucker entsteht, ist ein altbewährtes Stärkungsmittel bei Husten und Erschöpfung.

Diese Pflanzen stehen nur beispielhaft für die Vielfalt an Superfoods, die wir in Österreich vor unserer eigenen Haustür finden können. Sie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, aufmerksam und wertschätzend mit unserer Umwelt umzugehen.