Asphalt statt Acker: Warum Bodenversiegelung unsere Lebensgrundlage bedroht
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Asphalt statt Acker: Warum Bodenversiegelung unsere Lebensgrundlage bedroht

Seit Jahrzehnten wird Österreich ungebremst zubetoniert. Mit fatalen Folgen für unsere heimische Lebensmittelversorgung, wie eine aktuelle Greenpeace-Analyse zeigt.

Eine Asphaltfläche vor Bergpanorama

Bagger, Betonmischer und Straßenwalze sind in Österreich fleißig am Schaffen. Seit 1987 wurden hierzulande 218.207 Hektar Boden verbaut, wie eine aktuelle Analyse von Greenpeace zeigt. Das entspricht etwa der fünffachen Fläche Wiens, die von den eifrigen Maschinen mit Straßen, Shoppingzentren und Freizeitanlagen überzogen wurde. 

Mit der ungezügelten Bauwut setzen wir so einiges aufs Spiel. Denn gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage. Sie filtern und speichern unser Wasser und versorgen uns mit Nahrung. Außerdem bieten sie unzähligen Tieren und Pflanzen ein Zuhause. 

Ihre Versiegelung geht mit fatalen Folgen einher: 

  • Durch die Klimakrise kommt es vermehrt zu Überschwemmungen und Wasserknappheit. Beide Extreme drohen durch die Bodenversiegelung noch verstärkt zu werden, weil Regenwasser nicht mehr in die Erde sickern kann. 

  • Nährstoffreiche Acker-, Wiesen- und Weideflächen gehen verloren, die für unsere Ernährungssicherheit unerlässlich sind.

  • Asphaltwüsten befeuern Hitzerekorde, die für ältere und kranke Menschen lebensbedrohlich werden können.

  • Naturräume werden zerstört und verlieren damit auch ihre Fähigkeit, klimaschädliches CO2 zu binden. Tiere verlieren ihr Zuhause, sie werden verdrängt oder sterben.

Nach der Versiegelung gibt es zudem in den meisten Fällen kein Zurück: Ist der Boden erst einmal mit einer luft- und wasserdichten Schicht asphaltiert, kann die darunter liegende Erde nur sehr teuer und aufwändig wiederbelebt werden. Bis sich fruchtbarer Humus neu ausbildet, können Jahrzehnte vergehen.

Die Politik hat ihr Versprechen gebrochen

Einen großen Teil unseres wertvollen Bodens haben wir in den vergangenen 20 Jahren verloren. Und das, obwohl 2002 eine drastische Senkung des Flächenverbrauchs beschlossen wurde: Die damalige Regierung strebte eine Reduktion auf 2,5 Hektar (3,5 Fußballfelder) pro Tag bis 2010 an. Doch der Wille beschränkte sich aufs Papier. Auf die flächendeckende Umsetzung zielführender Maßnahmen warten wir noch heute.

Das Ergebnis: Gegenwärtig werden in Österreich täglich etwa 13 Hektar – also mehr als das Fünffache des damals angestrebten Werts – verbaut, versiegelt und beansprucht. Die Zerstörung des Bodens wurde weiter vorangetrieben.

Unsichere Ernährungssicherheit


Besonders besorgniserregend ist der Bodenverlust in der Landwirtschaft. Zwischen 1987 und 2022 wurden mehr als 330.000 Hektar Äcker, Wiesen, Gärten, Heiden und Weiden verbaut und umgewidmet – eine Fläche, auf der Lebensmittel für 1,5 Millionen Menschen angebaut werden könnten. 

Dass wir fruchtbaren Boden so leichtfertig aufgeben, könnte uns teuer zu stehen kommen. Berechnungen zeigen, dass die Erträge der Felder und Gärten in Österreich durch die vermehrte Hitze und Dürre als Folge der Klimakrise um 19 Prozent abnehmen könnten. Im nordöstlichen Flach- und Hügelland sogar um 48 Prozent. Schon ab 2036 könnte unsere Selbstversorgung mit Kulturen wie Weizen, Mais und Kartoffeln gefährdet sein!

Nein zu noch mehr Betonpolitik


Im türkis-grünen Regierungsprogramm von 2020 sticht ein altbekanntes Ziel ins Auge: Erneut hat sich die Koalition die Reduktion des Flächenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag auf die Fahnen geschrieben. Bis 2030 soll die Senkung geschafft sein. 

Doch erst kürzlich wollte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig eine wirkungslose Bodenstrategie beschließen, die weder ein klares, verpflichtendes Reduktionsziel festlegt, noch effektive Maßnahmen gegen die Bodenzerstörung schnell auf den Weg bringt. Sie wäre ein Freibrief für die anhaltenden Betonpolitik gewesen. Das konnte verhindert werden! 

Betonlawine stoppen: So geht's!

Jetzt muss die Strategie erneut verhandelt werden. Greenpeace wird alles dafür tun, dass das Ziel diesmal nicht unter den Tisch fällt. Was wir brauchen, ist eine radikale Kehrtwende in der Bodenpolitik, die Lebensqualität vor Profitinteressen stellt.  

Um wertvolle Böden zu retten, müssen wir flächensparender bauen. Städte und Dörfer müssen nach innen statt nach außen wachsen. Dafür müssen Leerstände und Brachflächen schlauer genutzt werden, denn davon gibt es in Österreich erschreckend viele. Das Umweltbundesamt schätzt, dass verfallene und leerstehende Gebäude in Österreich aktuell rund 40.000 Hektar beanspruchen – eine Fläche größer als Wien. 

Damit die notwendigen Schritte endlich umgesetzt werden, ist es dringend nötig, dass wir jetzt Druck aufbauen. Gemeinsam stellen wir sicher, dass die Politik Ihren Worten endlich Taten folgen lässt und wir auch in Zukunft von der klimaschonenden Wirkung naturnaher Landschaften profitieren und unsere Versorgung mit Lebensmitteln sichergestellt ist.