Scheinbar endlose Wiesenflächen, dicht bewachsene Wälder und eine idyllische Berg- und Seenlandschaft: Dafür ist Österreich bekannt. Nun möchte man meinen, dass unser Land nicht nur ein Potpourri an Erholungsgebieten für den Menschen bietet, auch für jegliche Tier- und Pflanzenarten sollte die österreichische Landschaft ein perfekter Lebensraum und ein Paradies für die Artenvielfalt sein – oder? Falsch gedacht. In Österreich gelten 39 Prozent aller Tierarten als gefährdet, jedes zweite Wirbeltier und 59 Prozent der Lebensraumtypen in Österreich sind bedroht. Im europäischen Vergleich beim Erhaltungszustand der Schutzgüter zählt Österreich sogar zu einem der Schlusslichter.
Wodurch die Biodiversität bedroht wird
Eine vermeintlich vielfältige Landschaft bringt eben nicht viel, wenn man sie falsch und auslaugend nutzt oder gar versiegelt. Industrielle Landwirtschaft, Umweltverschmutzung, Ressourcenabbau sowie umfassende Bodenversiegelung haben Lebensräume vieler Arten großteils unwiederbringlich zerstört, wie eine Greenpeace-Studie aus dem vergangenen Jahr zeigt. Ökosysteme sind dynamisch und können nach massiven menschlichen Eingriffen nicht wieder hergestellt werden. Von der Zylinder-Felsenschnecke in der Steiermark, über den Hochmoor-Perlmuttfalter in Salzburg, den Balkan-Moorfrosch in Kärnten, die Mopsfledermaus in Oberösterreich, den Flusskrebs in Wien, bis hin zum Schneehuhn in Tirol – anhand konkreter Beispiele zeigt die Studie auf: All diese Arten sind entweder bereits bedroht oder könnten in Zukunft stark bedroht werden. “In Österreich sind wir mit einem bestürzenden Rückgang der Artenvielfalt konfrontiert. Dabei spielt auch die Klimakrise eine große Rolle: Denn für bereits gefährdete Tier- und Pflanzenarten werden sich die Bedingungen durch Wetterextreme, zunehmende Hitze und neu eingewanderte Arten empfindlich verschlechtern”, erklärt Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace in Österreich.
Was Greenpeace bereits Mitte letzten Jahres aufzeigte, bestätigte der Biodiversitätsrat Ende des Jahres: Es wird zu wenig für die österreichische Artenvielfalt getan. Die Expert:innen des Biodiversitätsrates haben jene politischen Pläne analysiert, die für den Schutz der Artenvielfalt sorgen sollen. In lediglich drei von 19 untersuchten Punkten konnten die Expert:innen eine Trendänderung ins Positive erkennen. „Wir sehen, dass die politischen Unternehmungen noch viel zu mutlos sind, als dass sie dem fortschreitenden Artenverlust tatsächlich Einhalt gebieten könnten. Eine ökosoziale Steuerreform, welche dem Klimawandel nicht entschlossen entgegentritt, nimmt auch eine Schädigung der Biodiversität in Kauf“, erklärt Alice Vadrot, Politikwissenschafterin an der Universität Wien und Mitglied des Leitungsteams des Biodiversitätsrates. Zwar konnte der Biodiversitätsrat erkennen, dass 2021 etwas Bewegung in die Artenschutz-Agenden der österreichischen Bundesregierung kam, jedoch kann mit den wenigen Schritten noch keine größere Wirkung erzielt werden. Übrigens: Warum Artenvielfalt wichtig ist, erklären wir dir hier genauer: Von A bis Z: Was bedeutet Artenvielfalt?