Warum brauchen wir Elektromobilität?
Der Klimawandel macht es unvermeidlich, den menschlichen Ausstoß der Treibhausgase zu reduzieren – in allen Bereichen. Dazu gehört neben der Energieversorgung, der Landwirtschaft und der Industrie auch der Transportsektor. Warum das auch in Österreich notwendig ist, zeigt die Statistik: 29 Prozent aller Treibhausgasemissionen sind auf den Verkehrsbereich zurückzuführen, der auch der einzige Bereich mit weiter steigenden Emissionen ist.
Und es ist nicht etwa nur der Gütersektor, im Gegenteil: Der Personenverkehr macht zwei Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen des Verkehrs aus.
Ohne eine umfassende Ökologisierung des Verkehrsbereichs wird es nicht möglich sein, das Pariser Klimaziel zu erreichen. Daher braucht es eine Verkehrswende, damit der Verkehr bis 2040 auf Basis erneuerbarer Energien möglich sein wird.
Viel davon sollte mithilfe von leistbarem und leistungsfähigem Öffentlichen Verkehr geschehen, der es auch am Land wieder möglich macht, ohne Privatauto von A nach B zu kommen. Doch nicht überall und nicht für jede/n ist ein Umstieg möglich. Dieser Teil, der jetzt noch weitgehend mit schmutziger fossiler Energie fährt, kann mit E-Mobilität deutlich sauberer gemacht werden.
Was bringen Elektroautos?
Alles, was mit fossilen Antrieben möglich ist, ist grundsätzlich auch mit Elektromobilität möglich. Wo individueller motorisierter Verkehr nicht vermeidbar ist, sollte er auf jeden Fall nach Möglichkeit mit erneuerbaren Energien („Ökostrom”) betrieben werden.
Der offensichtlichste Vorteil ist, dass Elektroautos im Betrieb nahezu emissionsfrei sind. Das bedeutet, dass sie weder Treibhausgase noch andere schädliche Gase wie Stickoxide ausstoßen. Die Erzeugung von Feinstaub ist zwar durch Reifenabrieb usw. nach wie vor vorhanden, aber deutlich reduziert. Ebenso ist der Lärm wesentlich geringer, da er sich auf das Rollgeräusch beschränkt – das erst bei Geschwindigkeiten über 50 km/h den größten Teil des Fahrgeräusches ausmacht.
Diese Faktoren führen zu wesentlich geringerer Belastung der Menschen und Tiere in der Umgebung – die besonders in Städten auch ein soziales Problem ist: Ärmere Menschen haben tendenziell weniger Anteil an der Motorisierung, gleichzeitig leben sie aber eher in Gebieten, die besonders an den Folgen des Verkehrs leiden. Elektromobilität kann dazu beitragen, diese Ungerechtigkeiten zu lindern.
Sind Elektroautos umweltfreundlich und welche Nachteile haben Elektroautos?
E-Autos haben viele Vorteile, aber wie alle Technologien natürlich haben auch Elektroautos Nachteile. Diese müssen immer mitbedacht werden, denn wir wollen ja nicht wieder neue Technologien unkritisch einführen und die Lösung der damit verbundenen Probleme in die Zukunft verschieben.
Die größte Achillesferse ist die E-Auto-Batterie für die Umwelt. Dabei geht es aus Umweltsicht weniger um die Reichweite: Einerseits sind die sinnvollen Anwendungen von E-Autos im Alltagsbereich, nicht bei Fernreisen, andererseits werden Verbesserungen der Lade-Infrastruktur und der Technik die Reichweite in Zukunft auch verbessern.
Der Grund ist vielmehr die Zusammensetzung der Batterien. Für deren Herstellung werden seltene Metalle wie Nickel, Lithium und Kobalt, seltene Erden und große Energiemengen benötigt. Die Abbaubedingungen vor allem sind aus Umweltsicht und wegen der sozialen Aspekte hochproblematisch, da sie große Flächen zerstören und der einheimischen Bevölkerung die Lebensgrundlage nehmen. Zwar erreichen diese Schäden bei weitem nicht das Ausmaß der Zerstörungen für die Nutzung von Erdöl, sie dürfen aber dennoch nicht ignoriert werden.
Eine teilweise Lösung für diese Problematik ist, nicht wie bei E-Autos wie dem Tesla Model S möglichst große Batterien einzubauen, sondern die Batterien an die tatsächlichen Reichweiten anzupassen. Denn im normalen Betrieb fahren Autos ja nicht hunderte Kilometer weit – der überwältigende Teil der Fahrten spielt sich in einem Radius weniger Dutzend Kilometer ab. Grundsätzlich ist zu hinterfragen, ob Autos weiter für Reichweiten, Geschwindigkeiten und Zuladung gebaut werden sollten, die mit der realen Benutzung im Alltag nichts zu tun haben.
Sollen wir alle Verbrennungsmotoren durch E-Motoren ersetzen?
Wenn wir einfach jedes Auto mit Verbrennungsmotor durch ein E-Auto ersetzen, verpassen wir eine entscheidende Gelegenheit, den Verkehr neu zu ordnen. Denn die autozentrierte Verkehrspolitik des 20. Jahrhunderts hat neben der Umwelt auch andere Schäden angerichtet: Sie gibt vor allem in Städten unverhältnismäßig viel Platz von den Menschen an die Autos ab. Sie verdrängt Kinder, Alte und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen aus dem Alltag. Sie fördert die Verlagerung des Einkaufens an die Stadtränder, so dass Innenstädte aussterben. Und vieles mehr. All das würde sich nicht ändern, wenn wir einfach 1:1 jedes Auto elektrifizieren.
Darüber hinaus ist es fraglich, ob es überhaupt möglich ist, so schnell wie benötigt genügend Rohstoffe für Batterien herzustellen, und ob es vertretbar ist, die Umweltschäden dafür in Kauf zu nehmen.
Dennoch ist dies alles auch kein Grund, Elektromobilität ganz abzulehnen. In keinem Bereich kann eine Lösung alles bringen – wir brauchen viele verschiedene gleichzeitige Ansätze, um die Klimakrise zu bewältigen. Die Elektromobilität wird einer davon sein.
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Haben wir überhaupt genügend Strom für all die E-Autos?
Gegen die E-Mobilität wird oft ins Treffen geführt, dass der Strombedarf zu groß wäre. Und es ist richtig, dass sie zu einem erhöhten Stromverbrauch führen würde – doch der ist nicht so groß, wie oft behauptet. So wurde errechnet, dass ein E-Auto-Anteil von 20 Prozent in Österreich nur 1,5-1,9 Prozent des Stromverbrauchs ausmachen würde.
Dazu kommt, dass der Energieverbrauch insgesamt deutlich geringer ist. Denn E-Autos sind wesentlich energieeffizienter als Autos mit Verbrennungsmotoren. Selbst wenn der gesamte Strom ausschließlich aus Ölkraftwerken kommen würde, wäre der Ölverbrauch geringer als jener der fossil betriebenen Autoflotte. Real steigt der Strommix aber bereits zugunsten effizienter erneuerbarer Energien.
E-Autos können darüber hinaus einen wichtige Rolle in der Energiewende insgesamt einnehmen: Werden sie in der Nacht geladen, können sie den Überschussstrom aus Wind- und Wasserkraftwerken aufnehmen, der sonst verloren wäre oder für den eigene Speicher errichtet werden müssten.
Wäre Wasserstoff nicht die bessere Lösung?
Es ist durchaus zu erwarten, dass Wasserstoff eine Rolle bei der Energiewende spielen wird. Flugzeuge sind ebenso ein Anwendungsgebiet wie Schiffe, und auch in Bereichen ohne Stromversorgung oder für lange Straßentransporte könnte Wasserstoff eine Alternative sein. Auch als Speichermedium für erneuerbare Energien ist er im Gespräch.
Im Einsatz für Mobilität im Alltag hat Wasserstoff aber mehrere entscheidende Nachteile: Erstens existiert Wasserstoff nicht ungebunden in der Natur, er muss erst aus molekularen Verbindungen getrennt werden. Dies ist ein energieintensiver Prozess, der derzeit noch oft mit fossilen Energien betrieben wird. Auch seine Speicherung ist wiederum mit Energieaufwand verbunden. Das ist alles Energie, die bereits direkt zum Einsatz in Elektroautos verwendet werden könnte, der Einsatz von Wasserstoff ist also automatisch weniger energieeffizient. Zweitens existiert bereits eine Infrastruktur für Elektroautos – einfach durch die Elektrifizierung. Für Wasserstoff müsste erst ein Netz von Herstellungsanlagen aufgebaut werden, Speichermöglichkeiten gefunden werden und Tankstellen umgerüstet werden. Dies würde Jahre dauern und damit die Mobilitätswende unnötig verzögern.
Was brauchen wir, um umweltfreundliche Elektromobilität durchzusetzen?
Eine umweltfreundliche Elektromobilität wird nur möglich sein, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt. Dazu muss ein verbindliches Ausstiegsdatum für die Neuzulassung von Diesel- und Benzinfahrzeugen festgelegt werden, das nicht später als 2028 sein sollte. Gleichzeitig muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur vorangetrieben werden, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Und für die Menschen muss es mehr steuerliche Vorteile und Förderungen fürs Elektroauto in Österreich geben, um den Umstieg interessant zu machen, solange Elektroautos durch geringere Produktionszahlen noch relativ teuer sind. Kritischer zu betrachten sind andererseits Maßnahmen, die kurzfristig die Benutzung von Elektroautos fördern (etwa Vorrang oder Mitbenutzung von Busspuren), langfristig aber eher in die Richtung gehen, eine autozentrierte Verkehrspolitik zu zementieren und die E-Mobilität auf Kosten des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.